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                                     Pegasus-Onlinezeitschrift VIII/1 (2008), 56

Josef Rabl

Erfurt ist eine Reise wert!

Vier Lateingruppen glänzen beim 17. Bundessprachenfest
in der thüringischen Landeshauptstadt

“In varietate concordia” – “In Vielfalt geeint”. Mit diesem Leitspruch der Europäischen Union begrüßte Dr. Klaus Zeh, der Minister für Bundes- und Europa-Angelegenheiten und Chef der Staatskanzlei in Thüringen, die Teilnehmer des 17. Bundessprachenfestes in Erfurt. Mehr als 20.000 junge Menschen nehmen Jahr für Jahr am Bundeswettbewerb Fremdsprachen teil und zeigen ihr fremdsprachliches Können beim Sprechen, Schreiben, Hören, Übersetzen – und auf der Theaterbühne. Neben dem klassischen Einzelwettbewerb in den Schulfremdsprachen gibt es ja bekanntlich auch den Gruppenwettbewerb in den Präsentationsformen „Theater“ und „Medien“. Die besten 39 Produktionen in den Bundesländern, dort bereits als Landessieger ausgezeichnet, werden traditionell zum Bundessprachenfest eingeladen, das nun schon zum zweiten Mal vom 12. bis 14. Juni 2008 in Erfurt stattfand.

Die Bezeichnung „Bundessprachenfest“ ist beileibe nicht übertrieben: Diese Veranstaltung ist ein großes Fest für alle Beteiligten und ein Höhepunkt des Wettbewerbsjahres – für die Schüler, die Hervorragendes leisten und sich neidlos einer großen Konkurrenz aussetzen, für die Veranstalter vor Ort, die alle Register der Organisationskunst und Gastpicsfreundschaft ziehen, um optimale Bedingungen zum Gelingen dieses Festes zu schaffen, für die beteiligten Lehrer und Juroren, die großartige Leistungen bestaunen dürfen, engagierte, gleich gesinnte und kompetente Kolleginnen und Kollegen treffen, mit ihnen ins Gespräch kommen und mit Ideen und neuer Motivation „aufgetankt“ wieder nach Hause fahren, und nicht zuletzt für die Veranstalter des BWFS in Bonn, die diesen Wettbewerb 1979 „erfunden“ und ihn seither mit vielen Ideen und Innovationen immer wieder neu attraktiv ausgestaltet, intellektuell anspruchsvoll gehalten und als Herausforderung an Kreativität und Fachkompetenz definiert haben.

39 Schülergruppen (maximal 15 Teilnehmer bei einer Bühnenpräsentation und 3 Teilnehmer bei einer Medienpräsentation) traten 2008 in Erfurt in Konkurrenz, neben fünf mehrsprachigen Gruppen (E, F, S, R) elf in Englisch, zwölf in Französisch, vier in Latein, drei in Spanisch, zwei in Russisch und je eine in Italienisch und Japanisch. In vier Räumen wurde im 30-Minutentakt agiert, von 9.00 Uhr bis 15.00 Uhr. Es versteht sich von selbst, dass jede Gruppe die Produktionen der konkurrierenden Gruppen als Zuschauer verfolgte und auch bei den Aufführungen in den anderen Sprachen im Publikum saß.

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In der Fremdsprache Latein haben in diesem Jahr vier Schulen die Qualifikation zum Bundessprachenfest geschafft(1): die Klasse 10 e der Isarnho-Schule in Gettorf, Schleswig-Holstein, die Klasse 8a des St. Ursula-Gymnasiums Aachen, Nordrhein-Westfalen, die Klasse 7 des Gymnasiums in Voerde, Nordrhein-Westfalen, und die Klasse 10g des Lessing-Gymnasiums in Lampertheim, Hessen. Für diese Gruppen gilt, was für alle Teilnehmer des Bundessprachenfestes gilt: Man braucht einen langen Atem, man braucht motivierte, spielfreudige, sprachkompetente Schülerinnen und Schüler, man braucht begeisternde und begeisterte Lehrerinnen und Lehrer – und oft gelingt der große Wurf erst im zweiten Anlauf. Erst mit viel Übung und einiger Erfahrung stellt sich die Professionalität ein, mit der Zuschauer und Juroren zu größtem Beifall und höchsten Punktezahlen veranlasst werden. Dies gilt beispielsweise für die Klasse 10g des Lessing-Gymnasiums in Lampertheim, die bereits im vergangenen Jahr (2007) den Weg zum 16. Sprachenfest in Regensburg angetreten war und die nun in Erfurt eine Spitzenleistung bot mit ihrem Stück „Quaestio angelica et diabolica in Constantinum“ und dafür sowohl mit dem „Preis der Schülerjury“ als auch mit dem „Preis für die beste Theaterproduktion des Sprachenfestes“ ausgezeichnet wurde. Viel Beifall erhielt auch das Stück "Roms next Topgott" - Ein lateinisches Theaterstück der Klasse 7 des Gymnasiums in Voerde, das mit dem „Preis des Deutschen Altphilologenpicsverbandes“ ausgezeichnet wurde. Eine Auszeichnung der Jury erhielt ferner das Stück " Samsum  Romam  venit" - Ein Projekt der Klasse 8a des St. Ursula-Gymnasiums Aachen.

Für alle Lateingruppen war die Fahrt nach Erfurt und die Teilnahme am Bundessprachenfest ein großartiges Erlebnis (das haben sie mir ausnahmslos bestätigt), alle haben ihren Erfolg begeistert gefeiert und schmieden schon Pläne für das nächste Jahr. In Schulfestschriften und Jahrbüchern werden die Erfolge dokumentiert, es gibt Zeitungsmeldungen in den regiopicsnalen Medien, und der Imagegewinn (nicht zu reden vom pädagogisch-fachlichen Plus) für das Fach Latein an den jeweiligen Schulen ist absehbar.

So konnte man in den Aachener Nachrichten lesen: „Latein lernen muss nicht langweilig sein, Latein lernen kann sogar richtig Spaß machen. So sehen das zumindest 13 Schülerinnen der 8a des St. Ursula-Gymnasiums, die in einer AG ein lateinisches Theaterstück geschrieben haben. Eigentlich scherzhaft hat Marie vorgeschlagen, eine Geschichte über das Sams zu machen. Das Sams ist die Hauptfigur einer Kinderbuchreihe. Es ist ein blaues Wesen mit Schweinenase und Wunschpunkten im Gesicht. Derjenige, bei dem das Sams lebt, hat so lange Wünsche frei, bis alle Wunschpunkte aufgebraucht sind. Die scherzhafte Idee gefiel den Schülerinnen jedoch so gut, dass sie daran weiterarbeiten wollten. Eine gute Entscheidung, denn mit «Samsum Romam venit» (Das Sams kommt nach Rom) haben sie im Bundesfremdsprachenwettbewerb den ersten Preis des Schulministeriums in NRW gewonnen. Die Geschichte beginnt in der Gegenwart. Das  Sams lebt bei Martina, die gerade eine Lateinarbeit schreibt. Dummerweise «verwünscht» sich Martina und verbannt das Sams versehentlich ins antike Rom. «Ego Samsum sum» (Ich bin das Sams) stellt sich das blaue Wesen den verdutzt dreinschauenden Römern vor. Gemeinsam mit der Senatorentochter stiftet das Sams Unruhe.

 

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Gerade rechtzeitig kommt das Sams zurück in die Gegenwart, wo Martina schon auf seine Hilfe wartet. «Es war wirklich lustig, wir sind da ganz locker dran gegangen», erzählt Anne. Mit viel Teamarbeit und ohne Notendruck sieht das Lateinlernen gleich ganz anders aus. Zuerst haben die Mädchen die Geschichte auf Deutsch geschrieben, um sie dann zu übersetzten. Mit Wörterbuch und Grammatikheft ging es an die Arbeit. In der Schule haben sie die Geschichte dann nachgespielt und Fotos gemacht. Das alte Bad im Schulkeller diente als Therme und die Cafeteria als Ruhe-Raum für die Senatoren. Die Fotos haben die Mädchen zu einer Präsentation zusammengestellt und die Dialoge vertont. «Vor allem die Betonung der lateinischen Wörter war schwierig», erzählen die Mädchen.“ (Aachener Nachrichten vom 25.5.2008)

In der Lampertheimer Zeitung vom 20.6.2008 war zu lesen: „... Das selbst geschriebene Stück heißt "Quaestio angelica et diabolica in Constantinum" (Gerichtsverhandlung von Engel und Teufel gegen Kaiser Konstantin). Der Anlass für diese Aufführung war eine Ausstellung über Kaiser Konstantin, die die Schauspieler in Trier besucht hatten. ‚Es hat sehr viel Spaß gemacht’, sagte Friederike Henz, die den Teufel spielte. Seit Februar hatten sich die 16- bis 17-Jährigen darauf vorbereitet. Sogar in den Ferien und sonntags hätten sie geprobt, fügte ‚Engel’ Lisa Diesterweg hinzu. In den Weihnachtsferien haben die Schüler das Stück auf Latein übersetzt, sobald das deutsche Skript fertig war. Die Umsetzung auf der Bühne kostete viel Zeit und Nerven, denn auch die Technik stellte teilweise eine Hürde dar. Im letzten Moment konnten die Akteure dann doch die fertige DVD absenden und gewannen den ersten Preis - mit der besten Punktzahl aller altsprachlichen Beiträge.“ Silke Schepp schrieb in der Festschrift des Gymnasiums in Voerde (unter dem Titel: „Klappe auf, Kamera läuft, oder: Lateinunterricht einmal anders“: „Motiviert durch die  Preisverleihung des Bundeswettbewerbs Fremdsprachen, Latein, die im letzten Jahr an unserer Schule ausgerichtet wurde, entstand bei einer Reihe von Schülerinnen und Schülern aus den Jahrgangsstufen  7 und 8, die bei der Gestaltung der Feier mitgewirkt hatten und die Beiträge des letzten Jahres sehen konnten, der Wunsch, beim nächsten Wettbewerbslauf ein eigenes Projekt zu realisieren. Unter unterpicsschiedlichen Rahmenbedingungen sind so 2008  an unserer Schule gleich zwei lateinische Filme entstanden, die beide im Juni in Soest als Preisträger des Bundeswettbewerbs Fremdsprachen ausgezeichnet wurden. Die Latein-AG für Experten aus der Jahrgangsstufe 7 entschied sich dafür, ein modernes Format (Germany`s next Topmodel) mit antikem Inhalt (die Sage um Paris und den goldenen Apfel)  zu verknüpfen.  In ihrem  Film ‚Roms next Topgott’ müssen die drei Kandipicsdatinnen, die Göttinnen Iuno, Venus und Minerva – kritisch beäugt durch eine ‚Götterjury’ –  in drei spannenden Wettkämpfen, in denen es um Macht (potentia), Weisheit (sapientia) und natürlich Liebe (amor) geht, um den Titel ‚Roms next topgöttin’ und den goldenen Apfel kämpfen. Natürlich geht die Liebesgöttin Venus schließlich als Siegerin aus der ‚Show’ hervor. ….. Nach der erfolgreichen ‚Ideenfindung’ ging alles erst richtig los: Ein in sich schlüssiges Drehbuch musste geschrieben, dieses in die lateinische Sprache übersetzt  – sicher die mühsamste und schwierigste Phase der Arbeit –  Rollen  auswendig gelernt und einstudiert, Requisiten und Kostüme erstellt  werden. In hohem Maße waren Selbständigkeit und Kreativität, aber auch  Analysefähigkeit und Logik,  hohe Sprachkompetenz beim sonst nicht üblichen Formulieren in der Fremdsprache Latein wie auch darstellerisches Talent gefordert – insofern eine Form von Lateinunterricht, die sich  besonders für die Förderung besonders leistungsstarker Schülerinnen und Schüler eignet. Jedoch wäre sicher auch ohne  Zusammenarbeit und Teamgeist, Durchhaltevermögen, Frustrationstoleranz und nicht zuletzt Disziplin die Realisierung des Projektes nicht gelungen.“ Wem solche Ziele wichtig sind, der sollte sich im Herbst zum Bundeswettbewerb Fremdsprachen 2009 unter dem Motto „Hast Du Worte?“ anmelden (Anmeldeschluss ist der 6. Oktober 2008!) – Informationen zu den genauen Teilnahmebedingungen, zu den Wettbewerbssparten und zu den Preisen gibt es auf der Homepage des Bundeswettbewerbs Fremdsprachen unter:  www.bundeswettbewerb-fremdsprachen.de. Die Informationsbroschüren für 2009 sind bereits an alle Schulen verschickt worden.
Zum Amüsement und zur Inspiration mögen die Drehbücher zu den vier lateinischen Stücken der Teilnehmer am Bundessprachenfest in Erfurt dienen:

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Zeus’ Maskenball ( saltatio personarum)

Ein lateinisches Theaterstück der Klasse 10 e der Isarnho-Schule in Gettorf, Schleswig-Holstein
Ausführende: Frederike Reutter, Louisa Rohde, Judith Stange, Leif Sell, Lennard Schütt, Tim Schamborski, Léon Kobzik, Johannes Jahnke, Daniel Jahn, Niklas Heinen, Robert Hagen, Thea Gatzke, Patrick Förster, Henrik Mülverstedt
Betreuung: Maren Berghorn

Der Göttervater Zeus gibt anlässlich seines Geburtstags einen großen Maskenball. Alle Götter sind eingeladen – alle, bis auf Hades. Es liegt auf der Hand, dass Hades dies nicht auf sich beruhen lassen kann! Und so nimmt Zeus’ Party einen unerwarteten Verlauf…

Szene 1
(Erzähler steht im Vordergrund. Zeus „baut“ seine Party auf.)
Erzähler: Hodie diem festum Iovis agimus. Omnes dei deaeque invitati sunt - omnes praeter Hadem.
Hera: Cur cutis tua tam mollis est ?
Aphrodite: Aqua optima tantum ad lavandum utor !
Ares: Hodie iam omnes epistulas abstulisti, Hermes?
Hermes: Certe feci, galea alarum celer sum!
Artemis: Salve, soror! Quot annos natus est pater noster?
Demeter: Bene quaesivisti, nescio !

Szene 2
(Einzelne Gespräche zwischen mehreren Göttern. Zeus bittet um Aufmerksamkeit.)
Zeus: Silentium! Fratres et sorores, filii filiaeque et propinqui alii! Gratias ago vos venisse! Nervos vestros vexare oratione longa nolo, certe famem habetis, itaque : Ad cenam accedite!
Dionysos: Vivat!
(Alle heben die Gläser und stürmen zum Buffet. Es bilden sich Gesprächsgruppen. Hephaistos, Poseidon, Apollon in der Nähe des Eingangs.)
Poseidon: Ecce! Ibi venit.
(Hades geht auf Ares zu, der den Eingang bewacht. Ares versperrt den Weg.)
Ares: Doleo, tibi inire non licet, Hades!
Hades: Cur mihi non licet? Nonne invitatus sum?
Ares: Zeus mihi tabulas nominum hospitum debit, nomen tuum in illis tabulis non est.
Hades (lauter) : Impudentia est ! Omnes invitati sunt, sed ego non invitatus sum!
Ares : Qua de causa tibi intrare non licet!
(Mittlerweile haben alle Gäste den Streit bemerkt. Alle Augen richten sich auf den Eingang. Hades geht weg.)

 

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Szene 3
Hades: Quam Zeus audere potest, me ignominia tanta afficere? Iovem pro ignominia ulciscar!
(Hades bemerkt, dass Ares abgelenkt ist und schleicht sich auf die Party. Er sieht, wie Hera Amor den Blitz des Zeus übergibt.)
Hera (flüsternd): Fulgur Iovis furata sum, quia rursus adulterium fecit …
Amor (zögernd): Si hoc credis…
(Amor betrachtet den Blitz, legt ihn dann kurz zur Seite, um etwas zu trinken. In dem Moment schnappt sich Hades den Blitz. Ares kommt von hinten.)
Ares: Tu rursus ades! Discede!
(Er wirft Hades erneut hinaus. Amor schaut sich suchend nach dem Blitz um, dann verschwindet er schulterzuckend mit typischem unschuldigem Gesicht in der Menge.)

Szene 4
Hades: Mmh … mmh. Necesse est illam rem occultam in medium proferre. Tacere nolo! Hanc rem occultam ceteris hospitibus narrare volo! Quomodo efficere possum, ut ceteri haec narrent? Potione veritatis egeo!
(Hades verkleidet sich als Getränkelieferant, um auf Zeus’ Party zu gelangen.)
Hades: Vinum mixtum apporto!
Ares: Bene, domum intra, sed mihi quoque haustum parvum vini mixti hic relinque, quaeso!
(Hades lässt ihm etwas da und geht herein. Er guckt sich kurz auf der Party um. Dann schüttet er das Wahrheitselexier in die Bowle und grinst schelmisch. Danach verschwindet er leise im Hintergrund, bleibt aber auf der Geburtstagsfeier.)

Szene 5
Dionysos: Zeus, pocula porrigamus!
(Alle trinken.)
Aphrodite: Tune secretum pulchritudinis cognovisti?
Apollon: Non cognovi!
Aphrodite: Pulchritudinis causa secata sum. Nasum, labra, mammam exornari iussi.
(Apollon guckt entsetzt.)
Dionysios: Socie, scisne cur vinum male gustet?
Zeus: Nescio, quare?
Dionysios: Vinum aqua sucoque dilui!
Zeus: Graviter non fero, panis proximo anno coctus est. Sed nunc paululum abire debeo.
(Zeus geht, Hera kommt.)
Hera: Zeus adulterium fecit, sed eum pro adulterio iam ulta sum.
Dionysios: Quomodo?
Hera: Fulgur carissimum furata sum et Amori dedi.
Dionysios: Libenter audivi, nunc autem abire debeo.
(Dionysios geht zu Apollon.)
Dionysios: Quid accidit? Iam dua secreta audivi ...
Apollon: Etiam tu audivisti?!
(Sie erzählen sich alles, Apollon sagt lachend:)
Apollon: Silentium! Vos res narrare volo. Aphrodite non tam pulchra est, pulchritudinis causa secata est. Vinum dilutum est, panis vetus est. Et Zeus, ubi fulgur tuum est? Hoc quaerere potes. Fortasse uxor tua quidquid scit.

Szene 6
(Amor hüpft betrunken durch die Gegend und schießt mit Pfeilen wild um sich. Zeus stürmt auf Hera zu.)
Zeus: Quid tu fecisti?
(Amors Pfeil trifft Zeus.)
Zeus: Oh, carissima Hera! Te adulterio fraudare nolui. Me paenitet!
(Hera ist glücklich, auf der Party herrscht jedoch ein großes Durcheinander.)
Erzähler: Ita Hades omnium rerum perturbationem effecit.
Hades: Ha! Nunc habe, quod volui! Potionem veritatis in vinum mixtum fudi. (zu Zeus:) Melius fuisset, si me invitavisses! (hält den Blitz hoch:) Hocne fulgur iam requisivisti?
Zeus: Hades, tu improbus es! Statim fulgur meum mihi redde!
(Hades läuft lachend davon.)
Hades: Hoc tibi placeret…
(Zeus stürmt hinterher.)
Zeus: Te capiam! Cave!
Erzähler: Itaque saltatio personarum perturbatione omnium rerum finita est.

 

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Samsum  Romam  venit
Ein Projekt der Klasse 8a des St. Ursula-Gymnasiums Aachen zum Bundeswettbewerb Fremdsprachen 2008


Ausführende: Hong An Nguyen, Desiree Beher,

Miriam Beys, Lea Coenders, Sanja Hasanovic, Victoria Hess, Anne Hillebrand, Marie Kempen, Nina Küpper, Barbara Schepp,  

Hannah Struller, Saskia Thies, Yasemin Yilmaz
Betreuung: Martin Ebner


Das Sams kommt ins antike Rom. Und wie? Martina Taschenbier wünscht sich in einer Lateinarbeit, ihr Sams wäre „da“. Leider ungenau gewünscht! „Da“, das ist ja im alten Rom. Dort landet „Samsum“ bei Claudia und begleitet sie in die Schule, in die Thermen und sogar in den Senat. Wo es auftaucht, sorgt es mit seinen Wunschpunkten für Verwirrung. Eine amüsante Zeitreise nach Motiven von Paul Maar.

Prolog auf der Bühne: (Sams, Claudia, Carla Columna)*

C: Salvete, carissimi spectatores! Ego sum Carla Columna. Venio de Televisione Romana. Hic sumus in auditorio magno...
Sams (unterbricht): Halt, stopp! Dich versteht doch keiner. Du redest Latein. Das kann hier doch keiner!
C: Quid? (Äh) Hoc est Samsum, animal barbarum, quod Romam venit….
Sams: Latein, Latein, das muss nicht sein! Latein, Latein, du armes Schwein!
Carla: Samsum! Noli turbare sententias meas! Quomodo autem tu Romam venisti?
Samsum: Nach Rom? Na mit meinen Wunschpunkten, optatipunctis!
Claudia: Opto, ut spectatores linguam Latinam intellegant, nunc! (Sound) Und zwar jedes Wort.
Carla: Können Sie nun unsere schöne Sprache verstehen?
(Publikumsreaktion abwarten)
Gut. Sams, Du hast Barbaren in gebildete Menschen verwandelt! Toll!
(zu Claudia)   Claudia ist die Tochter des Senators Claudius Gallus. Claudia, bei Dir hat das Sams gewohnt. Wie war das?
Claudia: Oh, das war lustig. Ich konnte mir alles wünschen:
In der Schule…..
Sams: (grollt) Timeo magistros, et sese dedent.
Claudia : ... Ich war sogar im Senat...
Sams: Senatrix Claudia! (pfeift anerkennend)
Claudia: … und Schnee in der Sauna!
Sams: Nix in capite!
Carla: Sams, wie hat es Dir in Rom gefallen?
Sams: Bene! Optime! (äh) Mensam bonam sumpsi et vappam!
Claudia: Sams, rede doch so, dass die Leute Dich verstehen!
Sams meint, besonders lecker waren die Tische und die Servietten!
Carla: Du hast ziemlich viel erlebt, Sams. Erzähl mal!
Sams (unschuldig): Audio, video, disco (wild tanzend!).
Claudia: Aber so erfahren unsere Zuschauer nie, wie es wirklich war: Ich wünsche mir, dass alle hier sehen können, wie es war, als das Sams nach Rom kam.
Samsum: Ungenau gewünscht! Sie können zwar sehen, aber nicht verstehen!
(Präsentation beginnt)

 

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1. Verwandlung
Erzählerin: Das ist das Sams. Es ist ein kleines merkwürdiges Wesen mit blauen Wunschpunkten im Gesicht. Wenn sich jemand in seiner Anwesenheit etwas wünscht, dann wird es Wirklichkeit. Und das ist Martina Taschenbier. Bei ihr wohnt das Sams. Es frisst gerne alles, sogar Teller, und verursacht ein Riesenchaos, wenn ungenau gewünscht wird. Martina Taschenbier ist in der Schule und schreibt eine Lateinarbeit. Sie wünscht sich, dass  ihr Sams da ist um zu helfen.
Martina: Mulieres Romanae in aedibus laborabant. Aedibus - was heißt denn das? Oh Mann, ich wünsche mir, dass das Sams da ist.
Erzählerin: Uups – ungenau gewünscht. „Da“, das ist ja … in Rom im Jahre 82, wo ...im Hause des Senators Claudius Gallus  ... sind die Sklavinnen Sempronia und Valeria bei Näharbeiten, da .... ... erscheint plötzlich das Sams  ....

2. Im Hause des Senators
Sempronia: Quis autem tu es?
Samsum: Quis autem tu es?
Sempronia: Deliras! Cur non respondes? (Du spinnst!)
Samsum: Deliras! Deliras! (Du spinnst!)
Sempronia: Certe rana barbara est. (Exotenkröte)
Valeria: Video asinum. (Esel)
Samsum: Non video asinum. (Kein Esel)
Sempronia: Video nasum porci. (Schweinenase)
Samsum: Nasi porcus! (Nasenschwein)
Sempronia: Ah, ibi venit senator Claudius Gallus.
Senator Claudius: Quid hic agitur?
Valeria: Laboramus. Et subito hic puer advenit.
Senator Claudius: Unde venit? (woher?)
Valeria: Nescio. (?)
Sempronia: Nescio.
Senator Claudius: Nihil scitis. Ego rogabo. Dic, puer. Quis es? Mirus videris.
Samsum: Ego sum ego.
Senator: Mensam sumit!
(Das Sams versucht einen Tisch anzuknabbern)
Samsum: Samsum. Pater! Nomen meum intellegis!
Senator: Nomen tuum?
Samsum: Samsum sum.
Senator: Samsum?
Samsum: Samsum sum. Non vides stupidum, non asinum. Samsum.
Valeria: Ha, filius tuus est?
Sempronia: Quid Claudia, filia tua, dicet, si fratrem novum videbit.

3. Aber Claudia ist noch in der Schule...
Magister: Salvete, discipulae.
Discipulae: Salve, magister.
Magister: Considite!
Discipulae: Considimus.
Magister: Hodie alphabetam Graecam discere volumus…
Samsum: Salve Magister.
Magister: Quis tu es ?
Samsum: Ego sum ego.
Magister: Esne discipulus?  Nomina litteras Graecas!
Sams: Nomina, nomina, nomina a...a...a
Magister: Mehercle, non bene didicisti. Marcia, nomina tu litteras Graecas!
Marcia: α,β,γ,δ,…
…ε,ζ,η,θ,ι,κ,λ,μ,ν,ξ,ο,π,ρ,ς,τ,υ,φ,χ,ψ,ω
Claudia: Quis es?
Samsum: Samsum sum. Frater tuus. (Dein Bruder)
Claudia: Frater meus?
Samsum: Pater tuus est pater meus. Itaque frater tuus sum.
Claudia: Quae sunt haec caerulea puncta? (Blaue Punkte?)
Samsum: Id sunt optatipuncta, quibus potes aliquid optare. (Wunschpunkte)
Lehrer: Silentium, puella!
Sams: Tibi non licet mihi imperare!
Lehrer: Non doctus es! Decem plagas habebis. Marcia, tergum flecte!
(Zehn Schläge!)
Claudia, pelle!
Claudia: Cupio magistrum pelli! (Den Lehrer schlagen!)
Lehrer: Pelle me! Pelle me!
…Der Lehrer schlägt sich selbst…
AUTSCH!!!
Samsum: Quidquid id est, timeo magistros et sese dedent.
Magister: Dedo, me dedo. (Der Lehrer rennt schreiend raus)

4. Die Curie
Samsum (zu Claudia): Et nunc, ubi pater noster est?
Claudia: Pater noster? Äh... est in curia, nam senator est.
Sams: Ah, senator! Pater senator!
Claudia: Equidem tam libenter senator vel potius senatrix esse cupio. Sed puellis id non licet.  (Will Senatorin sein, aber das ist unmöglich!)
Samsum: Cur non licet ?
Claudia: Nescio, mos maiorum est, semper ita fuit. (Tradition!)
Samsum: Si senatrix esse cupis, dic: “Nunc senatrix esse cupio.” (Wünsch’ es dir!)
Claudia: Nunc senatrix et in curia esse cupio.
Im Senat wird heute über ein wichtiges Thema diskutiert:
Wie viel Schmuck dürfen römische Frauen tragen?
Senator Claudius Gallus (hält gerade eine Rede):
Itaque, patres conscripti, mulieribus tantus ornatus non decet. (Weniger ist mehr Schmuck!)
Mulier Romana est mulier bona, si sine ornatu est.
Claudia: Non ita censeo.
Ceteri: QUID ?!
Claudia:  Mulieribus tantus ornatus licet, quantum volunt!
Ceteri: QUID?
Claudia: Cur autem leges facitis mulieribus? Nunc nos mulieres leges facimus. Id opto.  (Frauenpower!!!)
NANU (Die Senatoren verwandeln sich in Senatorinnen)
Senatrix I: Mulieribus tantus ornatus licet, quantum volunt.
Matres conscriptae: Lex est.
Senatrix II: Viris senatum intrare non licet.
Matres conscriptae: Lex est.
Claudia: Sed pater noster, nunc mater nostra est. Opto, ut illae senatrices iterum senatores sint. (Zurückverwandeln bitte!)
Claudia: Sitim habeo, aquam desidero.   
Erzählerin: UPS! Wieder ungenau gewünscht...

 

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5. In den Thermen
Claudia: Ubi sumus, ah, in thermis.
Samsum: Non bene optavisti, nam multa aqua hic est.
Natare iucundum erit.
Claudia: Primum in apodyterio vestes deponimus.
Samsum: Vestem non depono, nam vestem aquariam iam habeo. (Umkleide, nö! Hab schon einen Badeanzug!)
Claudia: Nunc in caldarium imus.
Samsum: Ah calidum caldarium!
1. Frau: (kichert) Quid id monstrum ibi agit.
2.Frau: Nasum porci habet. (Schweinenase!)
Samsum: Hic mihi nimis calidum est. I mecum! (Zu heiß!)
Claudia: Sudatorium est. Hic calidum esse debet.
Claudia: Imus in tepidarium, ubi neque calidum neque frigidum est.
Samsum: Calidum et frigidum, sum in tepidarium, frigidum et calidum, bum!
Claudia: Quomodo te agis?
Samsum: Frigidum est bonum. (Kalt ist prima!)
Claudia: Ergo in frigidarium imus! Cupio nivem in capite meo.
Claudia: Nix. (Schnee?)
Frau 1: Nix in capite! Quid id est?
Frau 2: Monstrum est, magica est.
Samsum: Cenam volo, edere, devorare aliquid. (Hab Hunger!)
Erzählerin: UPS! Wieder ungenau gewünscht..

6. Sams wieder im Hause des Senators
Sams ist mit Claudia im Haus ihrer Eltern. Eine Cena wird abgehalten. Viele andere Senatoren sind anwesend.
Senator Claudius Gallus: Carissimi hospites, quod in aedes meas venistis.
Gaudete cena bona et vino bono.
Sams: Salvete, Crocodili!
Senator Claudius Gallus: Quid es, o rana punctata? (gepunktete Kröte)
Sams: Samsum sum!
Senator: Quid est Samsum?
Sams: Specta me! Ego Samsum sum.
Alle Senatoren: Ahhh…!
Senator Claudius Gallus: O, Samsum, si cenare vis, tibi sedere et cenare nobiscum licet.
Aber Sams hat noch viel mehr Hunger... (verspeist Serviette, Teller und versucht wieder die Tischkante)
Senator Claudius Gallus: O monstrum! Quid facis? Cupis totas aedes meas edere? Delirasne, Samsum?
Samsum: Cur? Bene est!
Senator Claudius Gallus : Abi tu, monstrum!
Samsum: Nihil scitis. Cena bona est. Nunc  dormire volo. (Will schlafen!)

Samsum: Lectus bonus, hic bene iaceo, nunc dormio. (gähnt wieder).

7. Die Verschwörung
Senator 1 : Nunc monstrum dormit.
Senator 2 : Hic monstrum adesse nolo.
Senator 3 : Iupiter Optimus Maximus nos certe adiuvabit.
(Sie gehen zu einem Hausaltar.)
Senator 1 : Iovem, te oramus, nam optimus et maximus es.
Senator 2 : Si monstrum necas, tibi hostias multas dabimus.
Senator 3 : O Iupiter, adiuva nos. (Oh Jupiter, hilf!)
Claudia (ängstlich): Si Iupiter adiuvat, Samsum in periculo est. Quid facio? Ah, cupio Samsum eo redire, unde venit. Vale, Samsum (weint). (Ich wünsche mir, dass du zurück gehst!)

8. Die Rückkehr
Plötzlich sind sie wieder in der Klassenarbeit heute...
Martin (liest): Mulieres Romanae in aedibus laborabant.
Sams: aedes, aedium, Femininum, Haus, Pluralwort, Singular Tempel
Lehrerin: Martin, was macht der Junge mit den roten Haaren da hinten bei dir?

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Roms next Topgott

Ein lateinisches Theaterstück der Klasse 7 des Gymnasiums in Voerde, Nordrhein-Westfalen
Ausführende: Jan Moritz Hoffmann, Carina Antoni, Lara Bardtke, Kai Lucas Biefang, Luisa Höltkemeyer, Jenny Klaus, Charlotte Dudda, Johanna Reiche, Lino Kampen, Anna-Marie Unterhofler, Leonie Tegethoff, Katharina Maas, Kerrin Schwarze, Lars Puschmann
Betreuung: Silke Schepp

Inspiriert von „Germany’s next topmodel“ bringen 14 Schülerinnen und Schüler der Latein-AG eine antike Version dieser „Schönheitskonkurrenz“ auf die Bühne. Drei Kandidatinnen – die Göttinnen Iuno, Minerva und Venus – müssen unter den kritischen Augen der Jury in verschiedenen Disziplinen ihre Qualitäten unter Beweis stellen, bis Paris endlich die Siegerin mit dem goldenen Apfel belohnen kann.

1.Szene:

Drei beste Freundinnen gucken zusammen „Germany´s next Topmodel“ (essen Chips, trinken Cola). Im Fernsehen streiten sich gerade zwei Bewerberinnen um eine Kleinigkeit (Fiona und Anni).

Erstes Mädchen: "Boah! Das ist kaum auszuhalten, wie die sich anzicken! Das ist voll schlimm, und das noch vor laufender Kamera.
Zweites Mädchen: "Ja, voll der Zickenterror, aber wenn ich da an uns manchmal denke...
Die drei Mädchen lächeln sich zu.
Drittes Mädchen: Ich glaube wirklich, dass das bei allen Frauen so ist. Es muss schon immer so gewesen sein.
Zweites Mädchen: Jo! Die Story im Lateinbuch!
Erstes Mädchen: Ach, die mit Paris meinst du? In der sich die drei Göttinnen so in die Haare kriegen, weil sie sich um den goldenen Apfel streiten?
Die drei Mädchen versinken in ihren Erinnerungen und stellen sich die Szene bildlich vor.

2.Szene:
Götterfest! (Rückblende)
Festsaal. Alle feiern (schönes Ambiente), anwesend sind auch Diana und die Braut Thetis. .
Thetis: Gaudeo etiam te, Diana, ad nuptias meas venisse.
Diana: Etiam ego hic esse gaudeo.Et tu, esne laeta? Amasne maritum tuum?
Thetis: Quam laeta sum! Nam virum idoneum inveni, quem valde amo!
Diana: Nuptias pulchras habetis. Ecce: Etiam Venus, Minerva et luno venerunt.
Dann erscheint Discordia (pompöser Auftritt).
Discordia: Audivi Thetim omnes deos atque deas  invitavisse nisi me. Itaque maesta et irata sum! Videte id malum et  pugnate!
Discordia wirft den Apfel und verschwindet. Diana hebt den goldenen Apfel auf und liest die Aufschrift vor.
Diana: Audite! Hic lego: pro dea pulcherrima!
Sofort rennen die drei Göttinnen los, luno stößt Diana brutal zur Seite. Minerva „krallt“ sich den Apfel .
luno: Da mihi malum, Minerva. Nonne scis me pulchram et potentem esse?
Minerva: Cur? Malum mihi esse debet, quod formam sapientiamque habeo – ut omnes certe sciunt.
Venus: Ego dea amoris et formae sum, itaque malum habere debeo. Statim mihi malum da, Minerva!
Sie streiten sich weiter und schreien:
luno: Malum volo!
Venus: Da mihi!
lupiter erhebt sich und stampft auf.
Iupiter: Tacete! Satis est! Discordiam vestram non iam sustineo!
Alle sind erschrocken und sind sofort still.
Thetis: Dic nobis! Quis est dea pulcherrima?
lupiter: De discordia dearum iudicare nolo. Mercuri, veni cito ad me!
Merkur: Quid iubes, oh lupiter, pater deorum atque hominum?
Iupiter: Duc eas deas ad terram! Pete Paridem, filium regis Priami, qui de earum discordia iudicare debet.
Paris im Kreis von drei Göttinnen, die sich ihm anpreisen und ihre Attribute anreichen. Paris will nicht urteilen.
Paris:   Decedite! Vos non iam sustineo! Me miserum!  Quis mihi auxilium dabit ?

3.Szene:
Wieder bei den Mädchen.
Drittes Mädchen: Wow! Da hatte Paris ja `ne ganz schön schwierige Aufgabe!
Zweites Mädchen: Hätte es früher schon so was wie Germany´s next Topmodel gegeben, wäre ihm die Aufgabe sicherlich viel einfacher gefallen!
Erstes Mädchen: Damals nur eben "Rom´s next Topgott"!
Die Mädchen stellen sich vor, wie Paris das Finale von "Rom´s next Topgott" eröffnet.

4.Szene:
Paris eröffnet das Finale von "Rom's next Topgott
Paris: Salvete, spectatores! Ego sum Paris, qui hodie  hoc malum aureum cum verbis "pro dea pulcherrima"  Veneri, Minervae aut lunoni dare debeo. Intrate, quaeso: Iuno, Venus et Minerva!
luno: Vindico pretium formae! Si mihi malum dederis, tibi summam potentiam dabo.
Minerva: Mihi malum da! Tum sapientiam egregiam tibi dabo.
Venus: Donum meum est optimum. Tibi pulcherrimam feminam promittam, si me sumpseris.
Paris: Quam deam sumam? ludicium difficile est – ut videtis. Solus iudicare non possum. Itaque ceteros iudices mecum salutate.
Hades: Quis sum? Me scitis? Non bonus sum!
Paris: Ludere desine!
Hades: Hades, deus mortuorum et hodie iudex vester sum. Ha!
Apollo: Ego artem musicae amo. Audite! 
Paris: Desine! Quaeso!
Apollo: Apollo sum!
Bachus: Etiam bonum vinum habere vultis? Vobis dare possum, nam Bachus sum. Hi, hi!

 

 

                                     Pegasus-Onlinezeitschrift VIII/1 (2008), 65
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5.Szene:
Erstes Mädchen: Also wenn es schon Rom´s next Topgöttin gab, frage ich mich ja, welche Aufgaben es da wohl so gab!
Zweites Mädchen: Hm…frag ich mich auch! Bestimmt kein Laufstegtraining!
Drittes Mädchen: Ja, wahrscheinlich wird es um so was wie potentia, sapientia und amor gegangen sein.
Erstes Mädchen: Ich frage mich, welche Aufgabe es zu potentia gab?

6.Szene: POTENTIAWETTBEWERB 
Hades: Nunc nobis demonstrare debetis vos homines  arcessere posse. Homines quaerite et cum iis  iterum ad nos venite! Tum id simulacrum (Bild wird gezeigt) nobis cum iis ostendite! Tempus currit!
Iuno holt sofort Leute aus dem Publikum (= schon verkleidete Sklaven) und ruft ganz laut
Iuno:  Mihi statim parete! PROPERATE! CITO! – dann baut sie mit ihnen das Standbild auf.
Venus versucht einige Leute mit Charme  zum Mitkommen zu überreden:
Venus: Auxilium mihi date! Venite mecum, quaeso! Quaeso. Minerva bleibt auf der Bühne stehen, nachdenklich.
Minerva: Ubi homines idoneos invenire possum? Nescio. Fortasse primo legere debeo. 
Sanduhr ist abgelaufen! DING DONG! SIGNAL!! GONG
Hades: Simulacra dearum spectabo et  unum simulacrum ----  perfectum  ---- video. Itaque tria mala pro te, Iuno!
Iunos Bild ist fertig, Venus kann nur eine Person herbeibringen,
Venus: Puh, unum hominem inveni, sed….
Hades: Tuum simulacrum mihi nondum placet. Sed  quod unum hominem adduxisti, duo mala pro te!
Paris:   Sed ubi est Minerva? Eam non video.
Da wacht sie völlig verwirrt auf ...
Hades zu Minerva: Nolo te maestam esse. Itaque etiam tibi unum malum do, Minerva!

7.Szene :
Zweites Mädchen: War doch klar, dass Juno hier gewonnen hat, oder?
Erstes Mädchen: Sie ist ja sonst auch immer so herrisch und immerhin die Göttin der Macht! 
Drittes Mädchen: Aber mal sehen, wie es weitergeht!
Zweites Mädchen: Vielleicht wird es jetzt um sapientia, um Wissen, gehen?
Erstes Mädchen: Jaaaaa! Das kann ich mir auch richtig gut vorstellen! So a la 1, 2 oder 3!!!!

8. SZENE: DER SAPIENTIA WETTSTREIT
Apollo: Ego sum deus sapientiae. Pulchrae estis, sed etiam sapientes? Itaque nunc ego vos rogo:
Erste Frage: Quis Romam extruxit? a) Romanus  b) Romulus  c) Remus
Minerva: Romulum sumo. Nam Romulus fratrem Remum necavit et tum Romam exstruxit.
Venus: Romulus aut Remus? Dubito.   
Iuno: O me miseram! Nescio….
Sie hüpft  hin und her und bleibt  dann bei Romanus stehen.
Jury: Satis cogitavistis! Consistite!
Venus: Fortasse Minerva recto loco stat.
Venus springt zu Romulus.
Jury: Recto loco statis, si serva se vertit.
Apollo: Plaudo, deae! Malum pro Venere et Minerva et nunc mihi dicite:
Dritte Frage: Ubi gladiatores pugnare solent? a) in Colosseo  b) in Circo Maximo  c) in Thermis
Iuno: Currere cesso. Fortasse in thermis pugnant?
Venus: Gladiatores in Circo Maximo pugnare puto.
Minerva springt – als einzige – ganz am Ende zum Schild “In Colosseo”.
Jury: Satis cogitavistis.
Jury: Consistite !
Jurymitglied: Recto loco statis, si serva se vertit.
Minerva: Quam stultae ceterae deae sunt! In thermis homines ludunt et in Circo maximo equi currunt.
Apollo: Sola Minerva recto loco stat et sola malum habebit. Plaudite!!!!

9.Szene :
Erstes Mädchen: War doch logisch, dass Minerva hier die besten Karten hat, als Göttin der Weisheit.
Zweites Mädchen: Aber Venus hat sich auch gut geschlagen, oder?
Drittes Mädchen: Wie steht es eigentlich jetzt?
Erstes Mädchen: Ich glaube: Gleichstand!
Drittes Mädchen: Also muss der letzte Wettkampf entscheiden!
Erstes Mädchen: Bor …. das ist ja voll spannend!
Zweites Mädchen: Ja … total, dieser hatte sicherlich etwas mit Liebe zu tun…

 

                                     Pegasus-Onlinezeitschrift VIII/1 (2008), 66
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10. SZENE: DER AMORWETTSTREIT
Odysseus sitzt schon traurig allein auf einem Stuhl, den Kopf in die Hände gestützt. 
Odysseus: Salvete! Fortasse me cognoscitis – me, qui dolum Troiani equi excogitavi et  multos  annos per maria erravi. Me Ulixem esse certe scitis.
Bacchus: Sed cur hic tam maestus et solus sedes?
Odysseus: Quaero uxorem meam pulchram et fidem, quam valde amo. Oh deae, mihi  auxilium date! 
Minerva: Sed quomodo id facere possumus? 
Iuno: Nescio…    
Bacchus: Audite, deae! Mox  tres feminae maestae intrabunt, quae virum suum  amiserunt. Una ex iis uxor Ulixis est! Scribite nomen eius in has tabulas!
Jury reicht Herztafeln und verteilt sie.
Bacchus: Intra, femina prima, et narra nobis de te!
Eurydice: Post nuptias serpens me necavit.   
Sed maritus maestus me servare voluit  et etiam ad mortuos descendit, sed vitium fecit: Nam quod se vertit et me spectavit, iterum ad mortuos redire debui. O me miseram!
Iuno: Scio, scio! Eam feminam cognovi. Est E ….
Bacchus: Tace!!!  Videte  feminam secundam  …
Dido: Et mea fortuna maesta est. Nam vir, quem valde amabam,  me deseruit et cum sociis in Italiam navigabat, quod Iuppiter id iusserat.  Itaque me gladio interfeci.
Venus: Qantus amor….
Bacchus: Aut femina tertia uxor Ulixis est?
Penelope: Etiam ego infelix sum, nam multos annos maritum meum exspectabam, qui Troiam navigaverat. Quod novum maritum nolui, omnibus noctibus laborabam, sed nihil perfeci.            
Bacchus: Scribere desinite, deae, et currite ad eam feminam, quam Ulixes amat !
Iuno: Statim cognovi feminam primam Eurydicam esse. Et Ulixes eam amat, ut puto.
Minerva: Multum scio, de amore autem nihil.
Itaque sumo Didonem, feminam secundam. Nam modo audivimus maritum eius per maria navigavisse – ut Ulixem.
Venus: Certe in hac pugna  ego superabo. Nam dea amoris sum et itaque scio: Amore ardent: Ulixes et   …. Penelope !
Bacchus: Et nunc ostende nobis, Ulixes:  Quam feminam amas, Ulixes?
Odysseus zeigt jetzt seine « Herztafel » und sagt :
Ulixes: Valde amo et semper amabo  - Penelopem!

11. Szene:
Erstes Mädchen: War doch irgendwie klar, dass Venus hier, bei dem Liebeswettkampf, gewinnt.
Drittes Mädchen: Ja und auch, dass sie die Gesamtsiegerin ist!
Zweites Mädchen: Ich kann mir die Preisverleihung auch so richtig vorstellen...total schön….

12.Szene:
Siegerehrung:
Auf dem Siegertreppchen Einblendung der anderen  Göttinnen.
Minerva: Lacrimas vix tenere possum. Sed promitto:
Tu, Paris, numquam sapiens eris!
Iuno: Quam irata sum! Et iuro: Paris et Troiani numquam imperium habebunt!!!
Paris:   Pretium formae  tibi nunc dabo, Venus!  Er übergibt Venus den Apfel.
Venus lächelt und sagt: Valde gaudeo, et tibi donum  optimum mox dabo....

13.Szene (deutsch)
Erstes Mädchen: Tja, aber ob das die richtige Entscheidung war? Denn dieses Geschenk, die bereits verheiratete Helena, löste den trojanischen Krieg aus! 
Zweites Mädchen:  Ah, lasst uns doch einfach Venus` Sieg  feiern...
Die Mädchen springen auf und singen: Oh happy day   – Venus is the best!  
Die ganze Gruppe singt mit:  gaudeamus   – Venus vicit   – oh happy day   – plaudamus!   – oh happy day!  – amor vivat! – Oh happy day!

 

                                     Pegasus-Onlinezeitschrift VIII/1 (2008), 67
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Quaestio angelica et diabolica in Constantinum

Ein lateinisches Theaterstück der Klasse 10 g des Lessing-Gymnasiums in Lampertheim, Hessen
Ausführende: Frederike Henz, Lisa Diesterweg, Joey Gutschalk, Fabian Reinhard, Carolina Weiße, Anne Fäustle, Jessica Renc, Daniela Schwarz, Deniz Kocer, Fritz Roehrenbeck, Ricarda Ziegler, Lukas Göck, Melissa Krämer, Anna Lutz, Sabina Döring
Betreuung: Martina Freyberg

War ich ein guter Mensch? – Diese Gewissensfrage quält Konstantin, den großen römisch-christlichen Kaiser, am Lebensende vor seiner Taufe. In Konstantin geraten Engel und Teufel (gutes und schlechtes Gewissen) in Streit. Sie fingieren einen Gerichtsprozess zum dunkelsten Kapitel in Konstantins Leben: Hat der Kaiser zu Recht seine Frau Fausta und seinen Sohn Crispus umbringen lassen? Als Anwälte versuchen Cato und Cicero Licht ins Dunkel zu bringen.

SCAENA PRIMA
CONSTANTINVS MORITVRVS ANTE BAPTISMVM

337 n. Chr. in der Kaiservilla in Anchyrona: Konstantin liegt auf dem Sterbebett. Bei ihm steht der Bischof Eusebius, der die Taufe Konstantins vorbereitet und Konstantin gerade befragt.
Eusebius:       … et ad finem tam longae vitae:
Constantine princeps, esne tu nunc paratus in signo Christi baptizari? Constantine princeps, esne tu nunc paratus Christianus vitam humanam finire, ut vitam aeternam obtineas?
Constantinus: Paratus sum – sed (nachdenklich) … Vixine bene? Populusne meus me vere amavit? Num erravi aut peccavi ?
Angelus:         (hinter der Kopfseite des Bettes plötzlich auftauchend) Constantine, omnia optime fecisti. A populo tuo amaris. Felix et iustus fuisti…
Satanas:          (hinter der Kopfseite des Bettes plötzlich links des Engels auftauchend) … crudelis, cupidus commodi tui, cupidus regni, cupidus sanguinis tuorum.
Angelus:         Quid dicere vis, Satana?
Satanas:          Meministine Faustae et Crispi, uxoris et filii primogeniti Constantini? Iste princeps inhumanus de illis supplicium saevum sumpsit!
Angelus:         Noli audire, Constantine! Fausta et Crispus te fraudaverunt.
Satanas:          Ita non est!
Angelus:         Sic est!
Satanas:          Ita non est!
Angelus:         Sic est!
Satanas:          Ita non est!
Constantinus: Tacete! Nunc tandem baptizari et in pace mori volo! Si consentire non potestis, hanc causam ante iudicem ferte!
Angelus:         Iudicem? Iudicium?
Satanas:          Quaestio?
Satanas et Angelus: Quaestio!

 SCAENA SECVNDA
QVAESTIO IMAGINARIA PRAEPARATVR

Engel und Teufel stehen vor einer imaginären Rednertribühne und überlegen.
Angelus:         Quid opus est ad quaestionem?
Satanas:          Testibusne?
Engel und Teufel zaubern eine Reihe von Zeugen herbei, die sich auf den Rostra zur Wahl aufstellen und Namenszettel als Erkennungszeichen tragen. Die jeweils Ausgewählten treten erfreut nach vorne, die Nichtgewählten murren.
Angelus:         Lactantium et libertinam eligo!
Satanas:          Cur tibi ius incipiendi est? Ego ... barbarum et cives nobiles eligo.
Satanas:                      Eligamus accusatorem et patronum – sed Romanos optimos et clarissimos eligamus!
Angelus:         Mmmh, Ciceronem patronum eligo, ut res bona ornatu orationis splendeat. (Cicero tritt auf)
Satanas:                      Elige Ciceronem, hunc hominem vanum, garrulum et delumbem. Ego brevitatem praefero. Catonem Uticensem eligo. (Cato tritt auf)
Angelus:         Incipiamus!
Satanas:          (friert die Zeugen ein) Sed antea crimen notare volo.
Der Teufel zaubert ein Schild an die Wand mit der Anklage:
Constantinus parricidium Crispi et Faustae sciens dolo commisit.
Angelus:         Nunc incipiamus! Cato, incipe!
Die ausgewählten Zeugen setzen sich auf ihre Plätze – jeweils auf die Seite der Anklage (rote Stühle) bzw. der Verteidigung (weiße Stühle), der Alamanne stößt die übergangene, wütende Helena von der Bühne. Teufel und Engel setzen sich auf den Tribünenrand. Cato erhebt sich von seinem Stuhl und tritt in die Mitte der Rednertribüne.

 

                                     Pegasus-Onlinezeitschrift VIII/1 (2008), 68
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SCAENA TERTIA
QVAESTIO AGITVR

Accusatio: Cato Uticensis
Cato:               Me, patres conscripti, me cognovistis censorem severissimum. Antiquo genere natus sum – (begeistert) reminiscor Marcum Porcium Catonem Censorium...
Angelus:                     Iste Cato Censorius. Mihi molestus est! Ubi brevitas tua est, Cato?
Cato:               Semper luxuriam, voluptates, avaritiam acriter accusavi. Reminiscor studium meum contra Catilinam…
Cicero:                       (springt beleidigt auf) Silentium! Me consule Catilina patria iactus est neque te consule!
Cato:               … Hodie Constantinum accuso, aeque, iuste, impavide. Nam: o tempora o mores!
Cicero:           (unterbricht nochmals zornig) Haec verba mea sunt!!
Cato:               Constantinus, qui pontifex maximus religionem patrum servare debuisset, mores maiorum perdidit.
Tu enim, o Constantine, scelus commisisti, crudeliter et sine clementia. Tu monstrum inhumanum propinquos interfecisti. Cur? Propter invidiam et crudelitatem! Tum conscientia mala te vexabat. Propterea veram religionem prodidisti et Christianus factus esse ... videris. (abfälliges Kopfschütteln) Peccavisti, nam parricidium duplex iniuria commisisti, quod mihi erit demonstrandum in hac quaestione.
Itaque censeo Constantinum esse puniendum!
Angelus:         Nunc Cicero, nam cuique defensio tribuenda!

Defensio: Cicero
Cicero:                       Credo ego vos, iudices, mirari, quid sit, quod ego potissimum defensionem surrexerim. ... O res publica libera sed amissa ... (alle gähnen) Surrexi, ut iniuriae obviam irem.
Spectate hunc virum, spectate hunc vultum, iudices honesti!
Num hic pius Christianus tale facinus ante oculos piae matris Helenae committeret? Num talis vir invidia adductus filium interficeret, cui favit?
Num talis vir uxorem Faustam Augustam effecit, ut eam dolo interficeret? Minime, Quirites!
At, Quirites, res incredibilis accidit, quae hunc virum sanctum in dolorem magnum iniecit: Iste filius Crispus patrem –
ego paene dolore dirumpor ...
Satanas:          Tibine sudarium donemus? (reicht Cicero ein Taschentuch mit seinem Namen)
Cicero:                       ... iste filius ingratus fide patris abusus est. Etiam Fausta ...
Satanas:          Quis homo loquax! Quis grandiloquus!
Cicero:                       (schaut etwas konsterniert, schüttelt kurz den Kopf, spricht dann aber ebenso inbrünstig weiter)
...Fausta cum filio Constantini adulteravit! Velut Augustus sic Constantinus legem Iuliam de adulteriis coercendis neglegere non debuit. Crispus et Fausta poenas adulterii solvere debuerunt.
Itaque censeo Constantinum culpa absolvendum esse.
Satanas et Angelus: Nunc testes!

Testimonium Alamanni
Cato:               Quis es?
Alamannus:    Princeps Alamannorum fortium sum.
Angelus:         (spöttisch zum Teufel) Praeter speciem stultus est.
Cato:               Quomodo Romanos cognovisti?
Alamannus:    Legio Romana in fines nostros venit. Crispus dux nos subiecit. 
Cato:               Num erravi? Putavi Constantinum Alamannos vicisse. Adspice istum nummum. Hoc nummo Constantinus victor barbarorum se ostendit.
Alamannus:    Ridere debeo! Constantinum numquam vidimus. Iste princeps effeminatus in palatio sedet et luxuria gaudet, dum praefecti militum vincunt. Crispus imperator verus est! Constantinus se ornat operis Crispi!
Cato:               Constantinusne mentitus est?
Alamannus:    Certe! Vos Romani creduli estis!
Senator:          (empört von seinem Platz aus einschreitend) Noli nobis insultare, tu barbare! Nos Romani vobis cultum atque humanitatem attulimus.
Alamannus:    (grinsend) Itane vero? Praeterea! Videtisne Helenam, (ironisch) nobilem matrem Constantini? Scitisne Constantinum veram originem suam obscuravisse? (Alle: Hä?) Non iusta uxore natus est. Helena stabularia fuit! (Alle: Oh!) Princeps vester filius stabulariae est! Nolite credere Constantino!
Während der letzten Worte des Alamannen stürmt Helena wütend auf die Bühne und unterbricht die Zeugenbefragung.

Helena interrumpit interrogationem testium
Helena:           Vos impii! Statim tacete! Meus filius pius christianus est! Numquam iniuria hominem interfecisset! Sed Fausta Constantino suggessit Crispum necare, quia ista uxor insidiosa filiis suis favere voluit. Propterea Fausta quoque mori debuit! Ego Constantinum commovi ad caedem iustam.
Alamannus:    Abi in malam crucem, stabularia venefica! (stößt Helena erneut von der Bühne)
Satanas:          Nulla fere est causa, in qua non femina litem moverit!
Angelus:         Ita est. Ista Helena! Nunc Lactantius!

Testimonium Lactantii
Cicero:           Quis es?
Lactantius:     Mihi nomen est Lucius Caelius Firmianus Lactantius, vir doctissimus, scriptor, orator clarissimus sum. Ego ...
Satanas:          Alius homo loquax.
Laktanz schaut irritiert und unterbricht seine Ausführungen.
Cicero:           Cato dixit Constantinum christianum per speciem factum esse.
Lactantius:     Ita non est. Christianus factus est ante proelium contra Maxentium ad pontem Milvium. In scriptis meis memoriae prodidi. Praeterea adspicite hunc nummum! (zeigt eine Münze mit Christogramm und Labarum)
Cicero:           Sed nunc loquemur de accusatione: Constantinusne Crispum Faustamque dolo interfecit?
Lactantius:     Multos annos in palatio Constantini vixi, etiam magister Crispi fui. Constantinus Crispum successorem suum habuit, eum Caesarem fecit. Ille vir sanctissimus, qui persecutionem crudelissimam Christianorum finivit et mentes nostras pace iucunda et serena laetificat, ille vir nefas numquam commisit.
Satanas:          (ironisch) Ille vir sanctissimus damnationem memoriae in propinquos statuit. Quam clementer! Testes mei, quaeso! (Senator und Frau treten vor)

 

                                     Pegasus-Onlinezeitschrift VIII/1 (2008), 69
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Testimonium senatoris Romani
Cato:               Quis estis?
Senator:          Senator illustris urbis Romae sum, praeturam gessi. (abfällig) Haec uxor mea est.
Cato:               Narra de Constantino!
Senator:          Maxentio tyranno victo Constantinus magna cum laetitia senatus populique Romani Romam intravit. Arcum triumphi insignem ei dicavimus. Sed paulo post... natura Constantini in peius mutata est!
Cato:               Explica!
Senator:          Constantinus sine clementia omnes collegas, postremo Licinium Augustum amovit, ut princeps fieret. Manibus cruentis principatum impetravit, manibus cruentis successores elegit.
Cicero:           Idem fecerunt alii principes!
Cato:               Accusationes tuas confirma!
Senator:          Cur Constantinus publice rationem de caede non reddidit, sed obscuravit? Praeterea! Constantinus propter conscientiam malam iudicium nostrum fugit. Nam Constantinus Romam, nos Romanos, mores maiorum reliquit. Constantinopolem sedem suam effecit in terra tam (widerwillig) barbara!
Cato:               Propter conscientiam malam?
Senator:          (abfällig) Ita est.
Cicero:           Nunc libertina!
Während die Freigelassene vortritt, stürmt Licinius – eigentlich nicht zur Verhandlung geladen – auf die Bühne.

Licinius interrumpit interrogationem testium
Licinius:         (außer Atem) Sed, sed, sed! Constantinus ... Constantinus nullam fidem conservat, nulla res tuta est ab eo. Me perfide interfecit, cum iam diu ad privatam vitam rediissem, sicut Faustam Crispumque! (schüttelt Cicero verzweifelt)
Cicero:           I, Licini!
Licinius stürmt von den Rostra.

Testimonium libertinae
Cicero:           Nunc libertina! (sich wieder der Freigelassenen zuwendend) Quis es?
Libertina:       Serva Constantini et Faustae fui.
Cicero:           Quid animadvertisti?
Libertina:       In balneo Faustae eram, cum subito gemitum audivi. Portam aperui, ut dominam Faustam servarem. In cubiculo autem nullum latronem sed dominam Faustam et Crispum deprehendi ... (zögerlich) in turpi habitu.
Cicero:           Quid dicere vis?
Libertina:       (bestimmt) Testis adulterii fui.
Cicero:           (triumphierend) Ha! Quaestio finita est! Fausta et Crispus adulteraverunt et iuste a Constantino puniti sunt.
Cato:               Mane! Qui fit, ut paulo post supplicium liberata sis et nunc domum et officinam pretiosam habeas?
Libertina:       Hoc pretium merui – et Constantino gratias ago.
Cato:               (drohend) Gratia pro mendacio, quod nobis narravisti! Nam isto tempore in Circo Maximo visa es, itaque nihil videre potuisti!
Libertina:       (vor Cato zurückweichend und schluchzend zum Engel flüchtend) Verum dicere non potui – Constantinus tormenta minatus est.
Cato:               (triumphierend) Ecce! Argumentum adulterii Constantinus ipse finxit, itaque puniendus est!
Satanas:          Ista libertina, falsa in uno, falsa in omnibus!
Cicero denkt angestrengt über eine neue Taktik nach, hat plötzlich einen Einfall und ruft nochmals die beiden Stadtrömer auf.
Cicero:           Iterum nobiles, quaeso!

Testimonium uxoris senatoris
Cicero:           Quomodo Constantinus regnavit?
Uxor:              Superbe sicut rex. Nos nobiles et populum Romanum neglexit.
Cicero:           Si nobiles contenti non fuerunt, nonne in Constantinum coniuraverunt? Nonne eum interficere voluerunt?
Uxor:              (zögerlich) Fama fuit.
Cicero:           (nachsetzend) Nonne Crispus et Fausta inter coniuratos nominati sunt?
Uxor:              Sic ... sic est.
Cicero:           Ecce! Crispus Faustaque Constantinum interficere voluerunt!
Cato:               Confirma accusationes tuas!
Uxor:              (sich verzweifelt hinter ihrem Mann versteckend) Tantum fama fuit, ego particeps non fui.
Cato:               Ecce! Fortasse accusatione falsa delictum tuum occultare vis.
Uxor:              Ita non est. Credite mihi! Innocens sum!
Lärm entsteht, weil nun alle Zeugen, Cato und Cicero wild miteinander diskutieren. Engel und Teufel fassen den Entschluss, die Gerichtsverhandlung abzubrechen und frieren alle ein.
Satanas:          Quaestionem finiamus! Hoc modo causam diiudicare non possumus!
Angelus:         Constantinus diiudicare debet!

 

                                     Pegasus-Onlinezeitschrift VIII/1 (2008), 70
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SCAENA QVARTA
IN VILLA IMPERATORIA

Konstantin liegt im Bett. Engel und Teufel stehen wieder bei ihm, enttäuscht darüber, dass sie die Frage, ob Konstantin ein guter Mensch war, nicht zu ihrer Zufriedenheit klären konnten. Als erster bricht der Engel zögernd das Schweigen.
Angelus:         Puto Constantinum omnia optime fecisse.
Ebenso zögerlich spricht der Teufel.
Satanas:                      Puto Constantinum saepius peccavisse. Sed ... (Engel und Teufel zucken betreten mit den Achseln) ... Constantine, diiudicare non possumus.
Angelus:         Propterea tu ipse diiudicare debes. Ergo:
Angelus et Satanas:   Quid conscientia tua sentit?

Ein Chor von Engeln mit Heiligenscheinen erhebt sich hinter Konstantin, der aus allen Mitwirkenden des Prozesses besteht, und singt “O felix dies, o felix dies, cum Iesus abluit, cum abluit, peccata abluit”. Das Licht wird so gleißend, dass bald nichts mehr zu sehen ist.



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(1) Viele Teilnehmer auf Landesebene haben davon geträumt, z.B. die Klasse 10p4 der Wald-Oberschule Berlin; ihr Drehbuch findet man unter: http://www.waldoberschule.de/newsletter/wos_nro_32.pdf (Seite 4-7).