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                                       Pegasus-Onlinezeitschrift III/2 (2003), 57


Carola Hummel / Joseph Braun

„Acta diurna“ - Sonderausgabe einer römischen Tageszeitung zum Brand Roms

Überlegungen ausgehend von einer Facharbeit im Leistungskurs Latein

In Bayern wie auch in anderen Bundesländern sind Kollegiaten seit Jahrzehnten verpflichtet, in einem Leistungskursfach eine Facharbeit vorzulegen, in der sie zeigen sollen, dass sie fähig sind, ein konkretes Thema klar zu erfassen und selbstständig zu bearbeiten, Erkenntnisse anderer Autoren zu referieren und konkret anzuwenden, den Stoff sinnvoll zu gliedern und die Ergebnisse angemessen darzustellen.

Eine der von mir betreuten Schülerinnen äußerte bei der Vorbesprechung zur Facharbeit den Wunsch, ein Thema zu bearbeiten, das neben dem Umgang mit Fachliteratur genügend Raum für die eigene Kreativität lasse. Sie wählte mit dem Brand Roms im Jahre 64 n. Chr. ein Ereignis, das auch heute noch wegen seiner gravierenden Folgen und einer Reihe von ungeklärten Fragen und der damit verbundenen Legendenbildung die Menschen fasziniert. In einem ersten theoretischen Teil stellte sie den heutigen Forschungsstand zu diesem Ereignis in Grundzügen dar. Diese Erkenntnisse wurden dann in einem zweiten praktischen Abschnitt konkret in Form einer römischen Tageszeitung präsentiert. Dafür verwendete sie verschiedene journalistische Darstellungsformen wie Bericht, Reportage, Kommentar, Interview, Graphik, Karikatur, Meinungsumfrage, Bild und Werbeanzeige. Da neben Methoden und Fertigkeiten des Lateinunterrichts auch solche aus den Bereichen Deutsch, Geschichte, Kunst und Text- bzw. Bildverarbeitung nötig waren, war fächerübergreifendes Arbeiten unerlässlich.

Ausgehend von der positiven Erfahrung mit dieser Arbeit möchte ich anregen, derartige „acta diurna“ auch zu anderen antiken Ereignissen häufiger als bisher zu erstellen bzw. von einer Klasse oder einzelnen Schülern anfertigen zu lassen. Dies kann im Lateinunterricht oder fächerübergreifend geschehen. Da für das Layout die Arbeit mit Text– und Graphikprogrammen am Computer und für die Information über Ereignisse Internetrecherchen erforderlich sind, werden zentrale Lernziele von heute erfüllt. Dass diese Arbeit für Schüler enorm motivierend ist, versteht sich von selbst. Außerdem könnte ein interessanter „Dialog“ zwischen älteren Schülern, die Texte erstellen, und jüngeren Schülern, die sie rezipieren und darauf antworten, in Gang kommen. Dieser „Kontakt“ ist auch möglich zwischen Schülern unterschiedlicher Schulen (über Websites und E-Mail), und zwischen Studenten/Lehrenden an Universitäten und Schülern.

Methodisch ist eine Fülle von Möglichkeiten denkbar, mit dem Medium „Zeitung“ den Lateinunterricht zu bereichern (z.B. als Einstieg, um mit einem Zeitungsbericht Fragen zu wecken, aber auch während eines Lektüreprojekts oder danach als Zusammenfassung).

Josef Braun, Lehrer für Latein und Katholische Religionslehre am Hildegardis-Gymnasium in Kempten

Das Material kann bei der Autorin angefordert werden.