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                                       Pegasus-Onlinezeitschrift IV/3 (2004), 8

Markus Janka

Ovid lesen heute: Der Doctor Amoris im Multimediazeitalter


Gliederung:

1) Ovid lesen – einst und heute
2) Ovidius interpres – Ovid als Dolmetscher: Ein neues Lektürekonzept
3) Ovid lesen in der multimedialen Unterrichtspraxis – Fünf
Beispielssequenzen
a) Ovids poetische Autobiographie – in Bild, Text und Ton
b) Partnersuche im Zirkus und auf Partys: Ars amandi didactica
c) Liebeskunst und Heldentum: Odysseus und Kalypso in der Ars
d) Ovids erotische Metamorphosen: Fallbeispiel Narcissus und Echo
e) Ovidius perennis: Freude an Ovid über den Unterricht hinaus
4) Resümee

Ich singe nicht für kleine Knaben,
Die voller Stolz zur Schule gehn,
Und den Ovid in Händen haben,
Den ihre Lehrer nicht verstehn.

Diese Zeilen aus Gotthold Ephraim Lessings (1729-1781) Jugendwerk Für wen ich singe (erstmals 1751) (1) eignen sich nur dann als Motto für diesen Beitrag, wenn man sie als Antitext auffasst. Denn ich wende mich hiermit ja an Lehrende, die „ihren Ovid“ verstehen, und habe, wie sich zeigen wird, auch „für kleine Knaben“ (und Mädchen) wenn nicht gesungen, so doch einen handlichen „Schul-Ovid“ geschrieben, der neue Wege zu einem der Dauerbrenner unter den Lektüreautoren weisen will. Damit ist das Feld für die folgenden Ausführungen abgesteckt. Es geht um neue Impulse für die Ovidlektüre im Lateinunterricht unserer Tage, einer Zeit, in der die Bedingungen für eine Begegnung mit Werken der lateinischen Weltliteratur im Originaltext immer härter werden. Dies liegt nicht zuletzt an der Vielzahl der offenbar allgegenwärtigen „neuen“ elektronischen Medien, (2) die womöglich von unserem bewährten Basismedium, dem altsprachlichen Text, abzulenken und die für skrupulöse Lektüre nun einmal unabdingbare Konzentration zu zerstreuen drohen.

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Diesen Gefahren zum Trotz will ich hier ein Lektüremodell zur Diskussion stellen, bei dem das textdominierte Medium Schulbuch programmatisch für den intermedialen Dialog geöffnet wird, der auf diese Weise als Motivationskatalysator nutzbar werden soll.

Unser Thema „Ovid lesen“ kann im übrigen auf eine altehrwürdige Tradition zurückblicken, die letztlich im Autor selber ihre Wurzeln hat: Am Ende seines Hauptwerkes prophezeit sich der vor Selbstbewusstsein strotzende Dichterpriester (vates) ewiges Nachleben als „Lieblingsautor“ der (römischen) Welt: ore legar populi heißt es zu Beginn des vorletzten Verses der Metamorphosen (15,878): „In Volkes Munde werde ich als Lesestoff sein“.

Einige Facetten zu „Ovid als Lektüre“ einst und heute sollen daher meine Überlegungen in einen größeren historischen und didaktischen Zusammenhang stellen (1.). Sodann möchte ich mein neues Lektürekonzept von „Ovid als Dolmetscher“ mit seinen wichtigsten allgemeinen Merkmalen skizzieren (2.). Da bekanntlich (nur?) exempla trahunt, sollen Fallbeispiele für die Ovidlektüre in der multimedial geprägten Unterrichtspraxis den Hauptteil des Aufsatzes bilden (3.): Zunächst will ich anhand der schülergerechten Aufbereitung von Ovids poetischer Autobiographie vorführen, wie kreative Energien bei den Adressaten entfesselt und in verschiedene Medien kanalisiert werden können (3a.). Die Verzahnung von textuellem Lektüremedium und einer Mehrzahl von Parallelmedien bestimmt auch die Betrachtung zweier Beispiele aus der Liebeskunst (Ars amatoria) (3b/c. Zirkus/Party einerseits und Odysseus/Kalypso andererseits) und aus den erotischen Metamorphosen (3d. Fallbeispiel: Narcissus und Echo). Am Ende stehen Vorschläge, die Lust auf Ovid durch den Verweis auf mediale Vertiefung auch außer- und nachunterrichtlich am Leben zu erhalten. Insgesamt will ich also praktisch vorführen, wie ich dieses Konzept in einer aus eigenem Unterricht hervorgegangenen Lehrbuchsequenz realisiert habe und welche Anregungen für einen neu belebten Ovidunterricht sich aus einer solchen Gestaltung unter Umständen gewinnen lassen.

1. Ovid lesen – einst und heute

„Wenn diese widerliche Ovidstunde erst vorüber wäre!“ – So stöhnt Hanno Buddenbrook, vermutlich in innigem Einverständnis mit seinem Schöpfer Thomas Mann. In der Alltagshölle eines autoritären Gymnasiums der Gründerzeit werden die „erhabenen Verse“ vom „Goldenen Zeitalter“ zur beliebig austauschbaren Zutat einer Atmosphäre von „unsinniger Angst“, Drill, Täuschung und Monotonie. (3)

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Denke ich an meine eigene Schulzeit vor knapp zwanzig Jahren, so verbinde ich mit „Ovid lesen“ in der 10. Jahrgangsstufe eine einzige kopierte, unbebilderte Seite mit Schnipseln aus einer vergilbten Edition. Die Kollage in Petitdruck enthielt Auszüge von Ovids Version der tragischen Liebesgeschichte um „Pyramus und Thisbe“. Das behäbige Unterrichtstempo war zwar frei von beklemmendem Druck, doch machte das Iktieren und Wörterpuzzlen kaum Appetit auf mehr Ovid. Hing doch der damals jugendliche Magister der Auffassung der Vorväter an, dass eine korrekte Übersetzung eine weitergehende Interpretation erübrige. Im Studium führte der Weg zu meiner ersten wirklichen Originallektüre Ovids über dicke Konvolute von Exzerpten und Listen zu „unbekannten“ Wörtern, Antonomasien, mythischen Genealogien und Inhaltsskizzen. Erst die Promotionszeit brachte mir eine echte Neuentdeckung des corpus Ovidianum in wirklich verstehendem und durch Exkursionen in enzyklopädische Kommentardschungel begleitetem Lesen. Während meines Referendariates (1996-1998) begann ich dann mit der Entwicklung des hier vorgestellten Konzeptes. Dabei schaffte ich es tatsächlich, dass eine Reihe von Zehntklässlern am Ende eines Halbjahres, in dem wir Tristia, Ars und Metamorphosen in ungewöhnlich breiter Auswahl behandelten, flüssiger lasen als meine parallel unterrichteten Proseminaristen an der Universität. Ich durfte also lernen: Bei entsprechender Geduld, Ausdauer, zielführender Spracharbeit, großzügiger Kommentierung, motivierender Umrahmung und Öffnung zu anderen Medien hin ist es sogar im drei- oder vierstündigen Lateinunterricht der Mittelstufe möglich, auch heute eine Ovid-Lesekompetenz bei Schülern zu erzielen, die selbst in den von manchen verklärten Zeiten des Buddenbrook-Gymnasiums höchst selten gewesen sein dürfte.

In einem Punkt jedenfalls herrscht mittlerweile Einigkeit: Ovid ist und bleibt ein ungewöhnlich lohnender Autor, der selbst Kenner stets von neuem zu verblüffen versteht und daher in Zeiten beschämend spärlichen Lektüreunterrichts seinen Platz im Schulkanon behaupten, ja ausbauen konnte. Von der Ovid-Renaissance, die Forschung, Studium und Schulen in den letzten Jahrzehnten gleichermaßen begeistert, zeugen etwa eine ungebrochen expandierende Spezialgelehrsamkeit, (4)

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ein „Boom“ an Ovideinführungen (5) und ein emsiges und vielfältiges Bemühen der Didaktiker um den tenerorum lusor amorum, (6) der als solcher erst wiederentdeckt werden musste. Seit Anfang der 80er Jahre des 20. Jahrhunderts ist man bestrebt, auch die ehedem schulfremden liebesdidaktischen Werke Ovids durch experimentierfreudigere Lektüreausgaben für den Unterricht zu erschließen. (7) Die Lehrenden sind jetzt in der glücklichen Lage, zwischen recht unterschiedlichen Modellen das ihren Vorlieben und den Unterrichtsbedürfnissen in ihrer jeweiligen Klasse am ehesten angemessene auswählen zu können: Die Palette reicht hier von üppig bebilderten und großzügig mit motivierenden deutschen Begleittexten versehenen Ausgaben kleiner lateinischer Textsegmente (8) bis hin zu stärker rezeptionsgeschichtlich und fachwissenschaftlich ausgerichteten Florilegien. (9)

2. Ovidius interpres – Ovid als Dolmetscher: Ein neues Lektürekonzept

In diesen Reigen reiht sich nun auch mein Lektürekonzept ein: Darin wird „Ovid“ als Programm der Versöhnung von Gegensätzlichem und der Annäherung an Fremdes verstanden, was durchaus als Beitrag zur Intermedialität aufzufassen ist: „Klassisch“ in der Form, „modern“, ironisch, spielerisch und oft provozierend im Gehalt und dabei mit einem Röntgenblick begabt, mit dem er die Seele des liebenden und leidenden Menschen meisterhaft ausleuchtet: So glänzt Ovid als der brillanteste Verwandlungskünstler der Antike, nicht nur weil er mit den Metamorphosen ein großes Verwandlungsepos schrieb, sondern weil er auch selbst in ständig neue Verkleidungen schlüpft: Er gibt den feurigen jungen Liebhaber ebenso mitreißend wie den dozierenden Liebeslehrer und Kalendererklärer, den allwissenden Weltdichter und Mythenerzähler, der mit Homer und Vergil in den Ring tritt, und den zu Tode betrübten Verbannten, der poetische Rettungsrufe vom Schwarzen Meer nach Rom funkt.

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Die Rolle eines Dolmetschers ist ihm also wie auf den Leib geschrieben, und das in vielerlei Hinsicht: Er vermittelt zwischen Polaritäten wie Antike und Heute, Gottheit und Mensch, Alter und Jugend, Ernst und Spiel, Märchen und Wirklichkeit, Literatur und Kunst/Musik, Liebe und Leid, Frau und Mann, traditionell-textuellen und neuen-elektronischen Medien.

Als Basismedium des hier vorzustellenden Unterrichtskonzeptes liegen inzwischen zwei Lese-, Arbeits- und Bilderbücher für einen zeitgemäßen Ovidunterricht für Latein als erste, zweite oder xte Fremdsprache am Gymnasium vor:

Die zwei Bände – getrennt voneinander einsetzbar und daher im allgemeinen Teil (zu Leben/Werk, Metrik und Formalia) teilweise überlappend – sind didaktisch und inhaltlich differenziert:

a) Der Schwerpunkt des Bandes Doctor amoris (10) liegt auf Ovids Lieblingsthema AMOR, das sich durch alle seine Werke zieht. Im Mittelpunkt steht dabei nicht nur wegen ihrer existentiellen Nähe zum Innenleben auch der heutigen Jugendlichen Ovids Kunst der kultivierten Liebe, die Ars amatoria. Um eine erotische Biographie des Dichters Ovid zu schreiben, wird man den Bogen aber weiter spannen: Die Liebeselegien (Amores) des jüngeren Naso (Nasos süßes Sulmo [Am. 2,16] im Kontrast zum unwirtlichen „Anti-Rom“ Tomi) gehören ebenso dazu wie die in der Verbannung, einer Zeit des Leidens an Lieblosigkeit und Sehnsucht, verfasste Autobiographie. Schließlich zieht sich die Liebe auch wie ein roter Faden durch Ovids Hauptwerk, das Verwandlungsepos Metamorphosen, dessen schaurig-schöne Liebesgeschichten um Narcissus und Echo, Apollo und Daphne sowie Pyramus und Thisbe diesen Band abrunden. Die Struktur des erotischen Teils ist also gewissermaßen triadisch: Auf die getrennte Exposition von Männern als amatores (Ars 1 und 2) und Frauen als Verliebten/puellae (Ars 3) folgen schließlich die (glücklosen) Liebesgeschichten von Paaren (met.). (11)

Als eine Art motivierender Prolog dient das Skandalon um Ovids Verbannung im Jahre 8 n. Chr. An der Seite des Journalisten Papyrodoulos, einer fiktiven Figur, verfolgt der Leser die Lebensspuren Ovids bis zur Vertreibung aus dem geliebten Rom auf dem Höhepunkt seiner Karriere. Dieser Band ist vom Anspruchsniveau her – verglichen mit seinem Pendant – etwas höher angesiedelt. D. h. er bietet unkonventionellere Inhalte, mehr Einsprachigkeit (etwa lateinische Zeitungsartikel zur Einführung in Ovids Leben und Werk), ein wenig sparsamere Übersetzungshilfen und stärkere Neigung zum Experimentellen (etwa den Versuch, über eine den Tusculumausgaben ähnelnde Bilingue der Geschichte von Apoll und Daphne die Lektüre längerer Originaltexte mit sinnvoller Unterstützung einer wörtlichen deutschen Übersetzung zu schulen).

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b) Das Lektüreheft Mutatae formae (12) ist Ovids Leitthema der allgegenwärtigen Verwandlung gewidmet, das in einer Zeit der von Augustus ausgerufenen Stabilität und Ordnung zum beunruhigenden Faktor wurde. Im Mittelpunkt stehen dabei nicht nur wegen ihrer geradezu zeitlosen Beliebtheit die Geschichten der Metamorphosen, die als ,Who is who‘ der antiken Mythologie gelten. Die Klassiker aus den Verwandlungserzählungen laden in fast vollständiger Breite (von den Weltaltern als Kulturentstehungsmythos über Daedalus und Icarus als Hybriswarnung zu Philemon und Baucis sowie Orpheus und Eurydike als ironischen Porträts geglückter respektive unerfüllbarer Lebenspartnerschaft) ebenso zur Lektüre ein wie Geschichten, mit denen man pädagogisches Neuland betreten kann (wie „Jupiters Eroberung Europas“, „Minervas Rache an Arachne“, „Der unheroische Tod des Superhelden Achilles“, „Die seltsame Apotheose des Römeridols Aeneas“). Doch auch die Verbannungspoesie und die Liebeskunst wurden wegen ihrer biographischen, existentiellen und poetologischen Bedeutung (zwangsläufig knapp) berücksichtigt. Eine Reihe von weltberühmten Gemälden führt als Aufhänger und Gesprächsanreiz zu den lateinischen Texten der in den Metamorphosen erzählten Verwandlungsgeschichten hin. Bilder werden also hier nicht ornamental eingesetzt, sondern funktional. Diese Form des „Blickfangs“ ist den Lernenden aus den Massenmedien geläufig, da namentlich die Presse mit solchen Mitteln arbeitet. Das didaktische Anforderungsprofil ist bei Mutatae formae ein wenig niedriger. Es werden mehr Übersetzungshilfen und Erklärungen geboten, überhaupt wird verstärkt einsprachig-deutsch mit Hilfe von (originalnahen) Übersetzungen lateinische Literatur (etwa zu Vita et opera, aber auch zu antiken Paralleltexten) zu erschließen versucht.

Vier übergreifende Gestaltungsprinzipien beider Ausgaben seien hier kurz allgemein erläutert:

- Affektiv-existentielle Dimension
In beiden Bänden stehen als Reisebegleiter auf der Suche nach Ovid Identifikationsfiguren für Lernende und Lehrende zur Verfügung: In einer Rahmengeschichte agieren folgende Personen: „Volker“ (V) ergreift als 10 Jahre älterer Bruder der männlichen Schülerfigur („Amandus“) (A) und als junger Altertumswissenschaftler (Doktorand in Oxford) das Wort. Er verbindet auf diese Weise fachlich kompetente Hinleitung zu Texten und Rezeptionsdokumenten mit menschlicher Verbundenheit zum Educanden, der als „Liebesschüler“ die Höhen und Tiefen eines Ovidischen iuvenis amator durchlebt. Die von Amandus zunächst glücklos, dann kurzzeitig erfolgreich umworbene Schulkollegin „Dora“ verkörpert im Verlauf der im Lehrwerk kontinuierlich fortentwickelten „Begleitstory“ sowohl die umschwärmte puella amata des iuvenis amator als auch die weibliche Liebesschülerin.

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Hand in Hand mit der intellektuellen Annäherung lässt sich durch diese erzählerische Einbettung vielleicht Spannung auf die lateinischen Texte erzeugen und eine emotional-affektive Beziehung zum Gegenstand aufbauen. Diese „A“-Handlung ist rein fakultativ und daher graphisch deutlich vom obligatorischen Kern der Textdarbietung abgesetzt. Sie soll Interesse wecken und kann von den Schülern als Vor- und Nachbereitung des Unterrichts eigenständig gelesen werden, ohne wertvolle Unterrichtszeit zu beanspruchen. Bemerkungen und Fragen der Schüler(innen) zur Rahmengeschichte sollte man freilich im Sinne des quid ad nos? mit Gewinn in die interpretative Durchdringung der lateinischen Texte einfließen lassen.

- Großzügige Hilfestellungen bei der Texterschließung
Das Schriftbild des lateinischen Textes hebt zusammengehörige Wörter (meist Substantiv und Adjektiv) eines Verses oder Satzes, die aus metrischen oder stilistischen Gründen gesperrt sind, hervor. Diese neue Optik mildert ein wesentliches Hemmnis bei der Erschließung von Dichterlatein ab und erleichtert Schritt für Schritt das flüssige Lesen. Diese Erleichterung ist durchgehend beibehalten, damit man an beliebiger Stelle des Bandes in die Lektüre „einsteigen“ kann. Benutzer (also Lehrende und Lernende) sind aufgefordert, eigene Wege zu Ovid mit Hilfe der von mir gebotenen Lektüreangebote zu beschreiten. Daher sind auch die sprachlichen und sachlichen Hilfestellungen im Kommentar in schülerfreundlicher Breite angelegt. Diese Großzügigkeit soll der Frustration durch ständiges Nachschlagen vorbeugen und trägt dabei den stetig sinkenden Vokabelkenntnissen der Lernenden Rechnung.

- Konsequente Kontextualisierung
Die „Vorinformationen“ („Volker“/V-Kästen), die einen größeren Zusammenhang herstellen und den Text in einen „Kon-Text“ einordnen, eignen sich, wie der Kommentar, grundsätzlich für die selbständige Präparation der Schüler. Als Einstieg dienen neben den Dialogtexten – und mit diesen thematisch verflochten – Werke der bildenden Kunst (bes. Malerei), als Abrundung meist literarische Rezeptionszeugnisse, die jedem Schüler die Wirkmacht Ovidischer Poesie vor Augen führen.

- Methodenvielfalt, Abwechslung, „freies Arbeiten“ als Motivationsschübe
Rahmenhandlungen, Abbildungen, Erschließungsfragen, antike Paralleltexte und Zeugnisse der Rezeption aus Kunst und Literatur der Moderne schaffen ein Netz von Motivationskanälen, durch die man mit Gewinn fahren kann, aber nicht muss. Jedenfalls befördert die Materialfülle nachdrücklich die methodische Abwechslung. Selbstverständlich können im Unterricht nicht alle angebotenen Texte gelesen werden.

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Behandelt werden könnten sie alle (über Lehrer- oder Schülerreferate, Formen kursorischer Lektüre und häusliche Präparation; Anleitung zur Freiarbeit; Weiterlesen aus Eigeninteresse). Das Motivationspotential, das in diesem Lektüre- und Arbeitsmedium angelegt ist, soll in den folgenden, konkreten Beispielen eine gewisse Plastizität gewinnen:

3. Ovid lesen in der multimedialen Unterrichtspraxis – Fünf Beispielssequenzen  

a) Ovids poetische Autobiographie – in Bild, Text und Ton

Ich beginne mit der vita auctoris nostri. Den Glücksfall eines Selbstzeugnisses sollte man dazu nutzen, eine identifizierende Annäherung an die Schicksalskurven dieser römischen Dichterkarriere unter Augustus zu versuchen. (13) Der Schüler wird auf der „Suche nach dem verbannten Ovid“ gewissermaßen von einem Experten, dem römischen Journalisten Papyrodoulos, an die Hand genommen, der die Verbannungsnachricht kommentiert und über das bisherige Leben und Werk Ovids berichtet – im Doctor Amoris in deutscher Übersetzung, in den Mutatae formae auf lateinisch. Fündig wird man am Schwarzen Meer, wo der verbannte Dichter auf zwei Gemälden, Eugène Delacroix' Ovid bei den Skythen und einem anonymen Holzschnitt (Der verbannte Ovid schreibt an den Tristien), optisch vorgestellt wird. (www.mcs.csuhayward.edu/ ~malek/Delacroix8.html)

Das Medium „Bildtext“ soll die Assoziation zur Ambivalenz der Dichtkunst in Ovids Vita, nämlich als Ruin und Therapie zugleich, erleichtern, den Weg zu den Tristia als Gattung und Einzelwerk bahnen und zur Lektüre der poetischen Autobiographie in trist. 4,10 überleiten. Wesentliche Auszüge dieses Schlüsseltextes werden behandelt, in Mutatae formae sind sie in einer deutschen Versübersetzung geboten, die der Feder eines begabten Schülers entsprang.

Die akustische Dimension ausführlich praktizierten metrischen Lesens – auch in Verbindung mit deutschsprachigem Daktylos – hat bei einigen von mir 1996/97 unterrichteten Gymnasiasten überaus erfreuliche Kreativblüten getrieben, für welche die metrische und doch ebenso zeitgemäße wie melodische Eindeutschung unseres Lektüretexts durch Friedemann Reinhard nur ein besonders gelungenes Beispiel darstellt. Als größtmöglicher stilistischer - wenn auch nicht in jeder Hinsicht formaler - Kontrapunkt darf die experimentelle Umsetzung der Ovidischen Autobiographie in den „Sulmo-Rap“ gelten, der den Inhalt des Originals in den Szenejargon der Jugendsprache der Mittneunziger Jahre transponiert und die Distichen dabei in Rap-Rhythmen ummodelt.

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Der hier erstmals publizierte Text (in der Rubrik R = Rezeption) konnte aufgrund des ablehnenden Votums eines Gutachters im Rahmen des in Bayern obligatorischen Zulassungsverfahrens leider nicht in die gedruckte Publikation aufgenommen werden. Die ursprünglich geplante Version mit einem anschließenden Arbeitsauftrag (?-Rubrik) zum Vergleich der beiden Fassungen und einem Impuls zu eigenen kreativen Transpositionsversuchen las sich folgendermaßen:

  R Den Erlanger Schüler Friedemann Reinhard hat die Lektüre von Ovids Lebensbeschreibung aus dem Exil, die er im Schuljahr 1996/97 als Zehntklässler las, damals zu zwei recht unterschiedlichen Nachdichtungen inspiriert: Bei der zweiten Version hat ihn sein Mitschüler Marius Fahlbusch tatkräftig unterstützt:

1
Sulmo heißt mein Geburtsort, sehr reich an eisigen Quellen,
neunzig Meilen entfernt von uns'rer Hauptstadt – von Rom.
Hier hab' das Licht ich erblickt und damit auch der Zeitpunkt geklärt wird:
Als das gleiche Geschick beide Konsulen ereilt.
Redekunst war schon seit je besondere Gabe des Bruders.
Fast wie ein Cicero war er in Sachen des Worts.
Doch mir gefiel schon als Kind die Arbeit im Dienste der Musen
magisch schlugen mich dann Dichtkunst und Metrik in Bann.
Oft hat mein Vater gesagt: „Was soll dieses dumme Gedichte?
Selbst der große Homer hat keinen Reichtum gehabt!“
Das hat schon Eindruck gemacht; da hab ich das Dichten gelassen
und mich an Prosa versucht, Wortkunst vom Versmaß gelöst.
Plötzlich fand – ganz von selbst – mein Text die geeigneten Rhythmen,
und da war's dann gereimt, was ich nur schreiben gewollt.
Weder mein müder Leib noch mein Geist war geeignet für Arbeit
und ich vermied den Stress überall, wo ich nur konnt'.
Und die aonischen Schwestern verordneten mir meine Ruhe,
die ich aus freiem Entschluss liebte wie nichts auf der Welt.
Damals, zu jener Zeit, da hegte und pflegte ich Dichter,
und wenn sie anwesend war'n, dacht ich, ich sei im Olymp.
Als ich mein erstes Gedicht – ganz jung noch – dem Publikum vorlas,
war mir mein Barthaar erst ein- oder auch zweimal rasiert.
Vieles schrieb ich seitdem, doch was mir zu mangelhaft vorkam,
hab' ich mit eigener Hand Flammen zum Bessern geschenkt.
Schon war mir graues Haar nach den besseren Jahren gewachsen
und hat mein altes Haar merklich durchsetzt und gebleicht,
als ich ans Schwarze Meer, an die linke Küste nach Tomi
ziehen musst' wegen des Zorns unseres Kaisers August.
Hier, obwohl ganz umschwirrt vom Kriegsgemache der Völker,
lindre ich doch mein Geschick mit einem traurigen Lied.
Also, dass ich noch leb' und der größten Mühsal die Stirn biet',
und dass ich immer noch nicht lustlos und trübsinnig bin,
sei dir, o Muse, gedankt; denn du hast mir Stärkung gegeben;
du kamst als Linderung, du kamst als Medikament.
Du hast mir, der ich noch leb', einen großen Namen gegeben,
vor meinem physischen Tod, der ja den Ruhm noch verstärkt.
Zwar hab ich in meinem Tun mir viele zum Vorbild genommen,
doch bin ich jetzt so berühmt wie meine Vorbilder selbst.
Wenn also in der Tat an den Sehern und Dichtern was dran ist,
werde ich, selbst wenn ich sterb', doch nicht, o Tod, dir gehör'n.
 
2
Hey, Mann, ich komm aus Sulmo, dort kannste dir echt einen abfriern.
Dieses Bauernkaff liegt elend weit weg von der Stadt.
Mom sagt, hier bin ich geschlüpft; und jetz noch'n Wort zum Geburtstag:
Das war, als beide Konsuln abkratzen mussten im Krieg.
Brüderchen checkte Palaver und nutzt es zum Rappen am Forum,
labert wild rum auf dem Platz, glaube, er war höllisch hip.
Ich aber stand schon als Kiddie auf Rap, der am Ende sich reimte,
Rhythmen machten mich high, Musensound turnte mich an.
Oft hat mein Daddie gemotzt: „Verpiss dich mit deinem Gewinsel.
Nich mal der geile Homer hat Mega-Kohle gemacht.“
Da hielt ich erst mal das Maul und sagte mir, Rappen is Scheiße,
kritzelte irgendwas hin, völlig normal, ohne Rap.
Aber ich sag dir, o shit!; das war doch irgendwie komisch:
Jeder verdammte Satz wurde von selber zum Rap.
Tough war mein Body grad nich, und ich hatte null Bock auf Malochen.
Stress ging mir auf den Keks und ich vermied ihn, wo's ging.
Pennen und Rappen war cool, Relaxen mit arschgeilen Musen:
Das war völlig korrekt; das hat sich auch krass rentiert.
Damals, als Yuppie des Raps, da schleimte ich voll bei den Stars rum:
Gab einer mal ein Konzert, holt ich 'n Scheiß-Autogramm.
Als ich den ersten Rap als Teenager öffentlich vorsang,
lag meine Pubertät erst ein paar Jährchen zurück.
Viel hab ich damals gerappt, doch was ich dann echt Scheiße fand, Mann,
habe ich – ohne Scheiß – Flammen zum Killen geschenkt.
Schon hatt' ich graue Schläfen und Midlife-Crisis bekommen,
färbte mir dauernd das Haar und war ein gruftiger Sack,
als ich an diese Kloake, das miefige Dreckloch von Tomi
auswandern musste, weil er sauer war, unser August.
Hier bin ich total down, weil der Kriegsscheiß mir schwer auf den Sack geht.
Doch als Selbsttherapie rap ich ein ödes Gedicht:
Also: Dass ich noch leb' und gegen den Stress hier noch ankotz'
und dass ich immer noch nicht uncool und scheiße drauf bin,
dank ich, du Muse, nur dir. Denn du gabst mir echt neue Power,
du zogst mich aus dem Dreck und du bist echt hammerhart.
Du hast mir, der ich noch leb, einen coolen Namen gegeben,
noch bevor ich krepier', was ja den Kult noch verstärkt.
Zwar hab ich für mein Werk mir viele Idole genommen,
doch bin ich jetzt so berühmt, wie diese Angeber selbst.
Wenn also ohne Scheiß an der Esoterik was dran ist,
kriegt ihr mich niemals tot, auch wenn ich morgen krepier'.

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  ? 1)  Vergleiche diese beiden modernen Fassungen nach sprachlichen und inhaltlichen Gesichtspunkten untereinander und mit dem lateinischen Original.
2) Versuche selbst eine Umsetzung des lateinischen Textes in eine andere künstlerische Form (Bild, Musik, Reimverse, erzählende Prosa...). Deiner Phantasie sind dabei kaum Grenzen gesetzt.

Vom Ergebnis dieser eigenwilligen Aktualisierung war ich verständlicherweise überaus verblüfft, konnte den jugendlichen Musikverwandlungskünstlern aber meinen Respekt nicht versagen. Dass die kreativen Umsetzungen von mir vor der Klasse auf Band aufgezeichnet wurden, um ein akustisch-registratorisches Gemeinschaftserlebnis zu initiieren, hat insoweit reiche Früchte getragen, als sich immer mehr Schüler zu Nachahmungstaten ermuntert fühlten. Die obigen Fragen versuchten diese Unterrichtserfahrung ins Schulbuch zu übertragen: Die vergleichende Analyse der beiden so unterschiedlichen Kreativprodukte aus Schülerfeder sollte die Lernenden zu eigener schöpferischer Umformung des Ovidischen Textes in ein anderes künstlerisches Genos anregen. Dabei kann eine Vielzahl von inner- und außerunterrichtlichen Verfahren und Arbeitsformen zum Einsatz kommen.  

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b) Partnersuche im Zirkus und auf Partys: Ars amandi didactica

Auch diese Lektüresequenz ist bestens geeignet, den traditionellen Unterricht intermedial zu vernetzen.

Der Weg, den das Lektüremedium die Lernenden weist, führt hier über die kulturhistorischen Phänomene Zirkus und Arena, die den Schüler(innen) aus mehr oder minder geglückten Rekonstruktionsversuchen in Film und Fernsehen vertraut sein dürften – daran erinnert beispielhaft das Farbphoto aus dem neomonumentalen „peplum movie“ Gladiator, erweiterbar durch Vorführung (DVD) mit Diskussion über die Implementierung der Antike in ein hollywoodgerechtes Heldenbild des 21. Jh. –, (14) und über den Rahmendialog heutiger Rezeptionsfiguren („Amandus und Volker“) zum Ovidoriginal. Nach dessen Lektüre nähern wir uns gleichsam wieder der eigenen Zeit, und zwar über ein Zeugnis für das Nachleben der Motive der römischen Liebeselegie in der deutschen Literatur der Weimarer Klassik: Goethes Römische Elegien. Um nicht im monomedialen Zirkel der Bücher zu verbleiben, könnte man das Spektrum auch hier erweitern, indem man Schüler in einer Datenbank (CD-ROM) mit Goethes Werken verwandte Stellen ermitteln lässt, die ebenfalls Ovidisch anmuten. Das neue Medium könnte dann den Forscherinstinkt befördern und doch einem tieferen Verständnis auch des Originals zuarbeiten.

Anhand dieses Kapitels sei die didaktische Verbindung von Liebes- und Lektürelehrgang beispielhaft veranschaulicht: (15) Der Zirkus ist die erste Station der „Jagdgründe für männliche Liebesanfänger“ im sinnstiftenden Kontext „Junge soll Mädchen suchen“. Die Lektüreausgabe vollzieht den Lehrgang des ersten Buches der Ars getreu, wenn auch natürlich stark verkürzt nach: Die inventio von Mädchen wird hier wie dort zunächst in Zirkus und Arena versucht. Nach dem Impuls des Gladiator-Bildes reflektiert der „A“-Text nochmals auf das vorangegangene Kapitel „Die Artistik des ersten Kontaktes“. Die Skepsis des jugendlichen Educanden gegenüber den Ratschlägen des Liebesdoktors Naso verknüpft damit die beiden so warm empfohlenen Flirtorte „Arena“ und „Party/Symposion“:

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  A „Schemel, Kissen, Fächer: Naso schickt uns ja mit einem Rucksack voller Utensilien ins zirzensische Liebesabenteuer! Ohne mich!“, befindet Amandus. Er zieht eine Grimasse: „Vielleicht sollte ich doch lieber zu Marius' Geburtstagsparty gehen. So nach dem Motto ,Jetzt erst recht‘?!“ - „Prima Idee, Kleiner“, bestärkt ihn sein Bruder, „nur frisch ans Werk. So ein ,Gelage‘ ist nach wie vor der klassische Ort für Flirts. Wenn da keine anbeißt... - Natürlich darfst du auch dort die Anstandsregeln des ,Doctor Amoris‘ nicht über Bord ... oder besser: unter den Tisch werfen!“

Der „V“-Text (Vorinformation) erfüllt eine Doppelfunktion als Lehrerpart im fakultativen, vertraulich und alltagssprachlich gehaltenen   „A“-Dialog (A = Amandus-Rahmenhandlung) und im obligatorischen und sprachlich gehobeneren Dialog des Schulbuchautors mit den Schülern. Für letztere ordnet er die Passage in Ovids literarisches Werk und in die römische Kultur der augusteischen Zeit ein:

  V Obwohl Ovid die Anonymität der Arena als idealen Nährboden für erotische Eroberungen anpreist, kann er auch dem gesellschaftlichen Beisammensein im kleineren Kreise des convivium, griechisch Symposion, einige Chancen zur Kontaktaufnahme mit einer möglichen künftigen Partnerin abgewinnen. Allerdings ist dort auch in der gelöstesten Atmosphäre besondere Vorsicht am Platze, da viele „Feinde“ zuschauen und mithören.

Zum Thema „Partnersuche auf Partys“ sind 32 Ovidverse in überschaubarer, aber nicht zu winziger Portion übersichtlich dargeboten. Der Sublinea-Kommentar nimmt ausführlich zu sprachlichen und sachlichen Schwierigkeiten (etwa zur Erklärung der Junktur Bacchum ponere als „Wein kredenzen“) Stellung und erleichtert das Verständnis der ungewohnten Dichtersprache u.a. durch Prosaumschriften.

Exemplarisch möchte ich die ersten fünf Distichen der Passage (16) näher betrachten. In der Schulausgabe sind sie folgendermaßen dargeboten:

TEXT:

Wein, Weib und Gesang:
Partnersuche auf Partys
 

 
2

4

6

8

10
Ergo ubi contigerint positi tibi munera Bacchi
     atque erit in socii femina parte tori,
Nycteliumque patrem nocturnaque sacra precare,
     ne iubeant capiti vina nocere tuo .
Hic tibi multa licet sermone latentia tecto
     dicere, quae dici sentiat illa sibi:
Blanditiasque leves tenui perscribere vino,
     ut dominam in mensa se legat illa tuam:
Atque oculos oculis spectare fatentibus ignem:
     Saepe tacens vocem verbaque vultus habet.

                                       Pegasus-Onlinezeitschrift IV/3 (2004), 20

KOMMENTAR:

1 Bacchum pōnere „Bacchus vorsetzen“ hier meton. (Bacchus = Wein): „Wein kredenzen“ - mūnus, eris n. hier: „Gabe“ - 2 socius torus hier: „das gemeinsame Sofa“, auf dem man (jeweils zu dritt) zu Tische lag. - 3 Nyctelius pater „nächtlicher Vater“: Umschreibung für den Weingott Dionysos/Bacchus, dessen Feiern (Bacchanalien oder auch Trinkgelage) gewöhnlich nachts stattfanden, vgl. ebenso nocturna sacra - 5 sermo tēctus „versteckte, verheimlichte, verblümte Rede/Gespräch“ - 6 illa : wieder das umworbene Mädchen - 7 Der Text (bis V. 9) hängt weiterhin von licet (V. 5) ab. - tenue vīnum „klarer Wein“ - perscrībere hier: = scrībere - 8 Lies: ut illa in mensā legat sē dominam tuam (esse) - 9 ignis (amōris) „Liebesglut“: Welches Attribut des Amor/Eros verweist auf diese Metapher?

Einige Hinweise zur interpretativen Erschließung dieses Textes müssen hier genügen: Den neuen Abschnitt markiert ein präludierendes Distichon, in dem der praeceptor die Situation umreißt (V. 1-2 mit dem Junktim von „Bacchus/Wein“ und „Weib“ als Sitznachbarin auf dem Sofa im Speisezimmer). Dann folgt eine (inspirationsparodistische?) Aufforderung, den Gott der nächtlichen Ausschweifungen um Beistand für eine Zecherei ohne böses Erwachen zu bitten (V. 3-4). Es antwortet freilich darauf nicht der Gott, sondern der bekanntlich nur von seiner Routine (dem usus) inspirierte Liebeslehrer. (17) Er wartet mit einer Reihe von Tipps für den jugendlichen Liebesschüler auf: Beim Symposion soll er auf „Geheimsprache“ resp. verborgene Flirtsignale setzen. Taktisch führt der Weg hier vom „Sagen durch die Blume“ (V. 5-6 sermone ... tecto / dicere ) über das notorische Schreiben mit vergossenem Wein auf dem Tisch als Tafel (V. 7-8) zum verstohlenen Einvernehmen in Blickkontakt und Gestik (V. 9-10). Diese Klimax des Flirtens bei Anwesenheit eines feindlichen Dritten entbehrt durchaus nicht der Komik. Dass Ovids Ratschläge auch ins Leere laufen können, haben die Schüler Niki Inan und Thomas Wortmann bei ihrer Umsetzung dieser Szene in das Medium der Karikatur mit frecher Feder betont. Niki Inan hat sich auch Gedanken darüber gemacht, was der Jüngling konkret in den Wein schreiben könnte. Die zu Beginn der Ars erwähnte „Liebeserklärung der Römer“ (tu mihi sola places) (18) hat er dabei – analog zur Abbreviatur des Anfangs von Ovids Lebensbeschreibung (SMPE = Sulmo mihi patria est) – in abgekürzter Form TMSP übernommen, eine Idee, die unserem Zeitalter der Kurzmitteilungen per SMS ebenso ansteht wie den bekanntlich kürzelseligen Römern…

                                       Pegasus-Onlinezeitschrift IV/3 (2004), 21

Auf die Darbietung des Textes (mit den Schülerkarikaturen als Begleitmedium, das in die gedruckte Version leider keine Aufnahme finden konnte), folgen sechs Fragen zur Erschließung des Pensums: Neben Impulsen zur Inhaltszusammenfassung (Paraphrase) und Strukturierung (also Erschließung der Rhetorizität der Ars) stehen Hinweise zur Aufdeckung von ironischen Brechungen (etwa im mythologischen Exemplum vom trunkenen und randalierenden Pferdemenschen Eurytion, der mit dem Liebesschüler verglichen wird).

Zur optischen Abrundung der Lektüresequenz ist eine pompejanische Wandmalerei abgebildet, die eine Gelageszene darstellt. Das Medium Bild wird durch folgende Zusatzinformation erläutert:  

  !   Die Tradition des Symposions hatten die Römer schon früh bei den Griechen kennen und schätzen gelernt. In der Zeit des „Friedenskindes“ Ovid waren in nobleren Kreisen rauschende Feiern an der Tagesordnung. Dabei fehlte kaum ein erdenklicher Augen-, Ohren- oder Gaumenschmaus. In Pompeji, der Stadt, die 79 n. Chr. von Lava und Asche des Vesuvs verschüttet und so konserviert wurde, fand man eine Wandmalerei, auf der die Freuden eines römischen convivium angedeutet sind:

Hiermit wird nicht nur die Ovidische Flirtszene in den kulturhistorischen Kontext des antiken Symposions eingebettet. Die Abbildung verweist über das Stichwort „Pompeji“ die Interessierten weiter auf einschlägige Bildbände, Internetseiten, Ausstellungen, Sammlungen, Exkursionen oder historische Romane wie den neuen Bestseller Pompeji von Robert Harris. (19)

Von Goethe als Beiträger zu unserer Rubrik R(ezeption) war bereits die Rede. (20) Seine Version der elegischen Szenerie des „Flirts bei Tisch“ wird folgendermaßen in die Sequenz eingebunden:

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  R   Der deutsche Dichterfürst Goethe war ein glühender Verehrer der römischen Elegie. Als er höchstpersönlich in der Hauptstadt Italiens weilte, ließ er sich vom Zauber Roms und der Römerinnen derart inspirieren, dass er sich plötzlich wie ein Zeitgenosse von Tibull, Properz und Ovid fühlte und – ganz in deren Fußstapfen – seine „Römischen Elegien“ schrieb. Natürlich hat er dabei modernisiert. Eine dem Ovidischen Gastmahl vergleich­bare Szene hat er in eine Osteria, ein Speiselokal, verlegt.

Johann Wolfgang von Goethe (1749-1832)
Römische Elegien   (1795), XV

... noch schöner von heut' an seid mir gegrüßet, ihr Schenken,
        Osterien, wie euch schicklich der Römer benennt;
Denn ihr zeigtet mir heute die Liebste, begleitet vom Oheim,
        Den die Gute so oft, mich zu besitzen, betrügt.
Hier stand unser Tisch, den Deutsche vertraulich umgaben;
        Drüben suchte das Kind neben der Mutter den Platz,
Rückte vielmals die Bank und wusst' es artig zu machen,
        Dass ich halb ihr Gesicht, völlig den Nacken gewann.
Lauter sprach sie, als hier die Römerin pflegte, kredenzte,
        Blickte gewendet nach mir, goss und verfehlte das Glas.
Wein floss über den Tisch, und sie, mit zierlichem Finger,
        Zog auf dem hölzernen Blatt Kreise der Feuchtigkeit hin.
Meinen Namen verschlang sie dem ihrigen; immer begierig
        Schaut' ich dem Fingerchen nach, und sie bemerkte mich wohl.
Endlich zog sie behende das Zeichen der römischen Fünfe
        Und ein Strichlein davor. Schnell, und sobald ich's gesehn,
Schlang sie Kreise durch Kreise, die Lettern und Ziffern zu löschen;
        Aber die köstliche   V i e r   (= „23 Uhr!“) blieb mir ins Auge geprägt.
Stumm war ich sitzen geblieben und biss die glühende Lippe,
        Halb aus Schalkheit und Lust, halb aus Begierde, mir wund.
Erst noch so lange bis Nacht! Dann noch vier Stunden zu warten!
        Hohe Sonne, du weilst, und du beschauest dein Rom!

Goethes elegischer Posttext lässt sich als imitatio und variierender Antitext zu Ovid lesen. Zu einer solchen vergleichenden Lektüre, die auch den Schülern nachvollziehbar sein sollte, könnten folgende drei Andeutungen hinleiten:

1) Goethe verharmlost den gefährlichen Rivalen (vir) des jungen Liebhabers zum „Oheim“, der als Hüter des Anstandes das begehrenswerte Mädchen des Abends begleitet.
2) Bei Goethe ergreift – anders als bei Ovid – die Frau als entschlossene Weinschreiberin die Initiative und setzt einen konkreten Termin für ein Rendezvous mit dem Ich-Sprecher an.
3) Das stumme Erstarren des Goethe-ego, das ganz in sehnsüchtiger Erwartung des aufgesparten und aus dem Gedicht ausgesparten Stelldicheins aufgeht, hebt sich deutlich vom – komisch wirkenden und letztlich fruchtlosen – Aktionismus ab, den Ovid seinen Schülern empfiehlt.

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c) Liebeskunst und Heldentum: Odysseus und Kalypso in der Ars

Dieses Kapitel dient in der Ausgabe Mutatae formae als Scharnier zwischen Ovids liebesdidaktischen Jugendwerken (Ars) und den Metamorphosen im engeren Sinn. (21) Es bildet den Auftakt der Rahmenhandlung um das Bruderpaar, das sich die Ausstellung Eine Welt im Wandel im Dialog erschließt. Dabei erfüllt der Museumsbesuch auch den Zweck einer „Liebestherapie“ (eines remedium amoris) für den jüngeren der beiden (Amandus). Die mythologische Erzähleinlage von Odysseus und Kalypso (22) eignet sich bestens als Bindeglied zwischen Erotodidaxe und Epos. Der sprichwörtliche „Tausendsassa“ und Abenteurer der Odyssee und das ihn „verhüllende“ und dem aktiven Leben entfremdende Liebesbegehren der Inselnymphe verweisen auf Schlüsselfiguren der frühgriechischen Epik. Ovid zitiert sie nun nicht nur als Beispiel für den Sex-Appeal des gebildeten und wortgewaltigen Mannes oder als Warnung vor dem Scheitern einer nicht hinreichend gefestigten Beziehung. Er spielt überdies direkt auf konkrete Situationen der Ilias (Dolonie) und Odyssee (Floßbauszene) an. Zudem lässt er Ulixes als quasi-epischen Erzähler seine Heldentaten vor Troia durch Wort und Sandzeichnungen mit neuem Leben erfüllen. Doch diese fiktive Kunstwelt hat ebenso wenig Bestand wie die Zuneigung des Erzählers zur ihn vereinnahmenden Kalypso. Das Ende vom Lied klingt folgendermaßen:

TEXT:


34

36

38
Pluraque pingebat, subitus cum Pergama fluctus
          abstulit et Rhesi cum duce castra suo.
Tum dea „Quas“ inquit „fidas tibi credis ituro,
          perdiderint undae nomina quanta, vides?“  
Ergo age, fallaci timide confide figurae,
          quisquis es, aut aliquid corpore pluris habe.

KOMMENTAR:

33 pingēbat : Impf. der versuchten oder beabsichtigten Handlung (dē cōnātū) - subitus (:subitō [Adv.]) ! - Pergama, ōrum (n) „Pergamos/-on“: die Burg von Troia, hier synekdochisch (pars prō tōtō) für die ganze Stadt gebraucht - 34 Rhēsī : Gen. zu castra (abstulit fluctus) - 35/36 dea : Calŷpsō - Lies: vidēs(ne), quanta nōmina perdiderint (istae) undae, quās fīdās futūrās esse tibi itūrō crēdis - 36 nōmina : hier für die Sandzeichnungen, die „große Namen“ darstellen. Welche? - 37 ergō age (auffordernd und zusammenfassend): „auf also!“ - fallax, ācis „trügerisch, unbeständig“ - con-fīdere „vertrauen“ - 38 Lies: aut aliquid plūris (Gen. part.) corpore (Abl. comp.) habē - habēre hier: „vorzuweisen haben, verfügen über“

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In der didaktischen „Moral“ dieser Geschichte warnt der Doctor amoris seine Schüler vor der fallax figura (V. 37). In erster Linie meint er damit die Hinfälligkeit alles Körperlichen, also etwa die Vergänglichkeit von Jugend und äußerer Schönheit. In einem tieferen Sinn nimmt er aber hier bereits das Motto seiner Metamorphosen vorweg: „Keinem bleibt die Gestalt“. (23) Der allgegenwärtige Wandel hat die Liebe zwischen Odysseus und Kalypso zerstört und bedroht jede andere (längere) Liaison. Diese Ovidische Interpretation der in der Odyssee angelegten Geschichte einer letztlich glücklosen Liebe hat sich auch Michael Köhlmeier, einer der erfolgreichsten Mythologen unserer Tage, zueigen gemacht. In seinem Roman Kalypso (24) beherrscht die Magie von Sexualität, Rhetorik und erzählerischer Potenz die Beziehung zwischen Odysseus und der Titelheldin in ähnlicher Weise wie bei Ovid. Daher lag es nahe, einen kurzen Ausschnitt aus Köhlmeiers 440seitigem Opus den Schülern als Rezeptionstext vorzulegen. Sie werden durch diesen Appetithappen vielleicht zur Lektüre eines literarisch anspruchsvollen, durchweg gegenwartstransparenten Mediums der neuesten Antikenrezeption bewogen. (25)

Doch damit nicht genug: Über das in der Druckversion der Lektüreausgabe Gebotene hinaus regt das Thema „Odysseus und Kalypso“ dazu an, der Figur des Odysseus, des „Prototyp(s) des modernen Menschen“, (26) auch mit solchen Gymnasiat(inn)en anhand von Texten der Weltliteratur nachzuspüren, die nicht Griechisch lernen und daher die Odyssee nicht im Originaltext lesen werden. Eine überreiche Materialfülle, die man in Partner- oder Gruppenarbeit, an Projekttagen oder in Referaten auswerten lassen kann, bietet etwa der Katalog der Ausstellung Odysseus. Mythos und Erinnerung. (27)

Auch sollte es sich kein Lehrender entgehen lassen, den Schülern die Referenzstellen aus dem fünften Gesang der Odyssee (etwa Hom. Od. 5,118-144 [Kalypsos Reaktion auf den von Hermes übermittelten Auftrag]; 151-191 [Strandgespräch]; 233-261 [Floßbauszene]) in einer zeit- und altersgemäßen deutschen Übersetzung vorzuführen. Als ideal hat sich hierbei die hervorragende und inzwischen längst auf CD erhältliche Hörfunkfassung der Übersetzung von Christoph Martin aus dem Jahr 1996 bewährt. (28)

                                       Pegasus-Onlinezeitschrift IV/3 (2004), 25

Das Hörerlebnis einer rhapsodischen Erzählung der Gegenwart kann durch Vergleiche der gedruckten Texte (29) mit älteren Homerübersetzungen (etwa Schadewaldt) und mit Ovids Version in der Ars vertieft werden. Auch auf aktuelle Bühnenfassungen der Odyssee wie Botho Strauß' Ithaka (1996) (30) könnte man mit Gewinn eingehen, wenn Zeit für solche wünschenswerten Vertiefungen bleibt, die die im Unterricht behandelte Antike als Herausforderung für die Kreativität von Künstlern unserer Zeit erfahrbar macht.

d) Ovids erotische Metamorphosen: Fallbeispiel Narcissus und Echo

Die Erzählung von Narcissus und Echo erfüllt im Band Doctor amoris eine ähnliche Funktion wie Odysseus und Kalypso in den Mutatae formae. Sie leitet von der Ars zu den Metamorphosen über und stellt gleichzeitig die Ouvertüre zu den Bildern einer Ovidausstellung dar. (31) Die emotional packende und narratologisch glanzvolle Episode eignet sich nach meiner Unterrichtserfahrung an Schule und Universität ideal als Einstieg in die Welt der Ovidischen Verwandlungsgeschichten. Leider können hier die darstellerischen, erzähltechnischen, literarhistorischen, kulturgeschichtlichen, psychologischen, philosophischen, künstlerischen und wirkungsästhetischen Facetten der Erzählung nicht beleuchtet werden, die bei einer Erschließung des Textes im Unterricht sinnfällig in Wechselwirkung miteinander treten.

Vielmehr möchte ich lediglich zwei kreative Umarbeitungen des Textes in neue Medien vorstellen, die Schüler unter dem Eindruck der Ovidlektüre selbsttätig erarbeitet haben. Wieder war es Friedemann Reinhard, der in einer hexametrischen deutschen Übersetzung die von Ovid weidlich ausgekostete sprachliche Tragik Echos – ihre auf Repetition beschränkte Mitteilungsfähigkeit – wiederzugeben versuchte. Das Ergebnis könnte man folgendermaßen in den Dienst der Deutungsarbeit mit Schülern stellen:  

                                       Pegasus-Onlinezeitschrift IV/3 (2004), 26
  ? Echos Liebesunfähigkeit zeigt sich darin, dass sie nur „nachplappert“, dass sie „nichts Eigenes“ hat:
Der Erlanger Schüler Friedemann Reinhard hat eine kongeniale Übersetzung der entsprechenden Textstelle (V. 29-39) versucht.
Vergleiche sie mit dem Original und arbeite heraus, wie die „Echo-Technik“ in deutsche Verse übertragen wurde.
Wo bleibt der Übersetzer besonders nahe am Text, wo entfernt er sich von der Vorlage?

Forte puer comitum seductus ab agmine fido
dixerat „Ecquis adest?“, et „Adest“ responderat Echo.
Hic stupet, utque aciem partes dimittit in omnes,
voce „Veni“ magna clamat: Vocat illa vocantem.
Respicit et rursus nullo veniente „Quid“ inquit
„me fugis?“ et totidem, quot dixit, verba recepit.
Perstat et alternae deceptus imagine vocis
„Huc coeamus“ ait, nullique libentius umquam
responsura sono „Coeamus“ rettulit Echo,
et verbis favet ipsa suis egressaque silva
ibat, ut iniceret sperato bracchia collo.
 
Einmal hatte der Junge, ganz fern von den Freunden, gerufen:
„Ist irgendeiner hier?“, und „Hier“ hatte Echo vermeldet.
Er ist verdutzt, lässt den Blick in sämtliche Richtungen wandern,
und ruft mit lauter Stimme: „Komm her!“; sie sagt ihm das Gleiche.
Jetzt schaut er hinter sich, und als niemand kommt, fragt er: „Warum
meidest du mich - komm her !“ und „Ich komm-he...“ antwortet Echo.
Hartnäckig, ungerührt und getäuscht vom Schein des Gespräches
ruft er: „Wir treffen uns hier!“, und weil sie nichts lieber gesagt hätt',
antwortet Echo: „Hier!“ und kann sich vor Freude kaum halten.
Ihren Worten folgt gleich die Tat: Hervor aus dem Dickicht
rennt sie, um mit den Armen den Liebsten schnell zu umschlingen.

Dem Schicksal der Unmöglichkeit einer emotionalen Begegnung zwischen Echo und Narcissus hat Ovid aber nicht nur stilistischen, graphischen und akustischen Ausdruck verliehen. Er schildert das Zugrundegehen der beiden Kontaktunfähigen derart plastisch, dass dem Text durchaus eine malerische, ja szenenbildnerische Dimension eignet. Diese hat in zahllosen künstlerischen Adaptationen von der Pompejanischen Wandmalerei über Caravaggios Narcissus bis in die Kunst der Gegenwart lebhaften Ausdruck gefunden. (32) Auch das Medium des Comics hat das Sujet mittlerweile für sich entdeckt. Martin Frei (Zeichnungen) und Rubricastellanus (Karl-Heinz Graf von Rothenburg) haben diese Doppelmetamorphose 1996 auf sechs Seiten mit lateinischen Sprechblasen nebst Auszügen aus den Hexametern des Originals im Rahmen einer Auswahl aus den Metamorphosen zu neuem Leben in expressiven Bildern und Sprechblasen erweckt. (33) Ohne Kenntnis dieses professionellen Rezeptionszeugnisses hat der Erlanger Schüler Thomas Wortmann etwa zeitgleich seine Version eines Comics von Narcissus und Echo kreiert. Auch er baut bei seinen Schwarzweißbildern auf die genreübliche Pointierung, ja Überzeichnung und gibt Ausschnitte des Originaltextes bei. Die Sprechblasen und Gedankensymbole übersetzt er freilich.

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Dass die sprachbildnerische, malerische und szenenbeschreibende Qualität von Ovids Text von den Schülern in dieser Weise aufgegriffen und fortgesponnen wurde, war mir ein Beweis dafür, welch frappierendes Wirkungspotential in Ovids Verwandlungsgeschichten steckt. Bei lebendiger Vergegenwärtigung der Metamorphosen als ästhetischer Großentwürfe erscheinen die Texte den Lernenden nicht als „totes“ Übersetzungsmaterial, sondern als künstlerische Materie, an der weitergearbeitet werden kann und soll, etwa durch Transposition in heutige Ausdrucksformen wie Echogedicht und Comic. Von der Zeichnung zum Szenenbild, das ein Theater-, Computersimulations- oder Videofilmprojekt anregen könnte, ist es dann im Idealfall nur mehr ein kleiner Schritt.

                                       Pegasus-Onlinezeitschrift IV/3 (2004), 28

e) Ovidius perennis: Freude an Ovid über den Unterricht hinaus

Mit Comic- und Theaterprojekten, die unmittelbar aus dem hier beschriebenen Ovidunterricht hervorgegangen sind, haben wir einen Bereich tangiert, der über das Unterrichtsgeschehen im eigentlichen Sinn hinausweist. Ich meine die Festigung und Sicherung des Interesses am Gegenstand Ovid über die leider oft arg begrenzte Phase der schulischen Lektüre hinaus. Einige motivierende Impulse habe ich an das Ende jeder der beiden Ausgaben gestellt. (34) Dort findet sich der folgende Kasten, der Felder der Rezeption absteckt und zudem auf die beiden reichhaltigsten Linksammlungen im WWW zu den Themen „Ovid“ und „antike Mythologie“ verweist.

  !
OVIDIUS PERENNIS ?!!
Wenn ihr wirklich, wie Amandus, das ganze Buch durchgearbeitet habt, dann ist euch eine Ruhepause wirklich zu gönnen.
Doch post festum könntet ihr euch, möglichst in Gruppenarbeit, darüber Gedanken machen, wie ihr auch selbst etwas zum Weiterleben dieses faszinierenden Dichters beitragen könnt. Voraussetzung ist natürlich, dass ihr euch wenigstens in der einen oder anderen Hinsicht für ihn und seine Werke begeistern konntet.
Es wäre wünschenswert, wenn ihr bei eurer Verlebendigung auch Wege beschreiten würdet, die in der Schule nicht ganz alltäglich sind. Von Anregungen dazu wimmelt das ganze Buch. Blättert nur mal zurück.
Wem das nicht reicht, für den seien hier einige weitere Tipps gesammelt.
Wie wäre es mit
*einem großen Ovid-Projekt bei den nächsten Projekttagen, etwa
*einer Ausstellung zu Geschichte und Geschichten rund um Ovid, zu Mythos alt und neu, in Literatur, Malerei, Skulptur, Objektkunst, Musik...
*eigener kreativer Umgestaltung Ovidischer Themen: Eure Phantasie darf fast grenzenlos sein: Buch, Hörspiel, Theater („Ars amandi heute“ etc.), Film, Musik, Malerei, Plastik, Projektkunst - alles kommt in Frage.
*einem Gang in den Computerraum, um das reichhaltige Angebot zu „Ovid im Internet“ zu sichten und auszuwerten: Folgende Ressourcen eignen sich am besten als Einstiegsseiten:
•  Die „Ovid-Seite“ von Ulrich Schmitzer als Wegweiser zu allen erdenklichen Interessensgebieten in Sachen „Werk und (Fort)Leben Ovids“:
http://www.kirke.hu-berlin.de/ovid/start.html
•  Das „Greek Mythology Link“ von Carlos Parada als umfassendes und nützliches Internet-Lexikon zu Orten, Gestalten und Themen der antiken Sagenwelt: http://homepage.mac.com/cparada/GML/

Ein szenisches Projekt, zu dem sich Schüler einer zehnten Klasse des Gymnasium Fridericianum Erlangen im Schuljahr 1996/97 durch die Lektüre der Ars inspirieren ließen, möchte ich abschließend noch beispielshalber skizzieren:

                                       Pegasus-Onlinezeitschrift IV/3 (2004), 29

In dem Dreipersonenstück Ars amandi diabolica oder Mephistos unglückliche Liebe (mit einem Prolog und sieben Szenen mit Musikintermezzi) haben die Verfasser den Dialog zwischen Liebeslehrer und Liebesschüler in die Hölle verlegt. Der Lebenshilfe gebende „Dozent“ ist der Teufel höchstpersönlich (T), sein Educand der glücklos in einen Engel verliebte Mephisto (M). Witzigerweise versucht nun der Teufel, ausgerechnet das Ovidische Repertoire an erotodidaktischen Ratschlägen den besonderen Umständen der infernalischen resp. himmlischen Sphären anzupassen. Dies geht verständlicherweise nicht ohne komische Reibungsverluste und groteske Misserfolgserlebnisse ab. Ein kurzer Ausschnitt aus dem „Prooemium“ und der dritten Szene soll einen Eindruck von diesem Theaterprojekt vermitteln, das seinerzeit zwei schulöffentliche Aufführungen erlebte:

T(eufel): Mephisto, fahr zur Hölle!
M(ephisto): Bin schon da, Meister! Was ist euer Begehr?
T: Hör zu! Ich bin die Bilanzen der letzten Zeit durchgegangen, und mir scheint, dass du nicht mehr so ganz bei der Sache bist. Wenn das nicht besser wird, werde ich entsprechende Maßnahmen ergreifen müssen.
M: Nein, Meister! Erbarmen! Keine Versetzung nach Rom. Nicht in die Vatikanstadt. Alles, nur das nicht.
T: Nun, mein Freund, so erkläre dich, ob es einen bestimmten Grund gibt für dein Säumen?
M: Ja, Meister. – Ich bin verliebt. In einen Engel, um ehrlich zu sein!
T: Himmelherrg-g-g-. Verdammt. Mephisto!!
M: (schweigt verträumt, dann) – hä, ah, verzeiht, Meister – Gott –
T: Du bist was?
M: Verliebt in einen Engel, eine himmlische Person...
T: (laut) Du Idiot! Wie kannst du mir das antun? Ausgerechnet einen Engel! Du Trottel!
(plötzlich freundlicher) Wie war das erste Date?
M: Welches Date, Meister?
T: Zum Teufel noch mal. Die erste Verabredung. Lief die nach deinen Wünschen?
M: Verzeiht, Herr, Eigenlob stinkt.
T: Hä, was?! Ach so. Nun, Spaß beiseite. War das erste Date so, wie erhofft?
M: Nein! Es gab noch keins. Das Schicksal meint es bös mit mir, hat mir noch keine Chance gegeben. (hysterisch) Was soll ich nur machen? Fortuna, sei mir hold.
T: Was heißt hier: Schicksal, Fortuna, papperlapapp! Das hat mit Liebe nichts zu tun. Hör übrigens bitte auf, heidnische Götter anzurufen. Naja, was dieses leidige Thema betrifft. Deinem „Schicksal“ kann man auf die Sprünge helfen. Erinnerst du dich an diesen Niesen-, Nosen-, Nusen-, ähm, Nasentypen, den sie vor etwa 2000 Jahren bei uns eingeliefert haben? Ovid, oder so ähnlich. Der sagt nämlich, dass Lieben eine Kunst sei. (Blickt sich suchend um)
Wo ist denn der alte Schmöker? Ach, hier (Bläst den Staub runter). Wie heißt es da so treffend:
Si quis in hoc artem populo non novit amandi,
hoc legat et lecto carmine doctus amet.
....
(Nachdem M. auf T.s Rat mit der Liebsten im Theater war, kehrt er zurück.)

M: Todesmüde,
Schwaden der Trägheit,
Das Leben, der Sinn.
Zu lange schon wach.
Gemeine Menschheit,
ich nehme dich wahr!
Warum?
Ein Traum?
Ich bin müde,
Todesmüde,
wo ist das Ende,
TOD?

                                       Pegasus-Onlinezeitschrift IV/3 (2004), 30

T: Lass mich raten. Es ging daneben.

M: Es war das allerallerallerschlimmste, was mir in meinem ganzen langen Leben widerfahren ist. Dabei bin ich genau nach Anleitung vorgegangen. Aber Fortu..., ähm, Verzeihung, das Schicksal war gegen mich. Die haben ausgerechnet Goethes Faust gespielt, und das fürchterlichste dabei war: Es war die Kindervorstellung. Lauter kleine, nervende Wichte um uns herum. Und als ich ihr dann auch noch einen der schaurig-schönsten Totenschädel aus meiner Sammlung als Fußstütze angeboten habe..., tja
(REGIEANWEISUNG: langes und betretenes Schweigen)
T: Das war wohl ein Schuss in den Ofen.
M: Was soll ich nur tun? ...

Ovid als Dolmetscher hat hier also nicht nur zwischen Schulbuch und Bühne vermittelt. Er hat die Jungdramatiker außerdem gewagte Brücken von antiker Poesie über Goethes Faust zu ihrer eigenen Lebenswelt schlagen lassen.

4. Resümee

Ovid lesen ist an der Schule auch heute – ja gerade heute – sinnvoll möglich. In kaum einen Dichter kann man sich bei adäquater Anleitung und Beharrlichkeit besser, d. h. mit stärker wachsenden Erfolgserlebnissen, einlesen als in ihn. Voraussetzung ist neben einem zeitgemäßen Konzept auch der Mut zur Zeit für Ovid. Will man überhaupt weiterhin lateinische Poesie mit Mittelstufenschülern lesen und nicht etwa nur Prosa und adaptierte Dichtung (etwa Komödie) – und ich persönlich will mit Nachdruck für die Poesie plädieren –, dann muss man dieser Komponente auch genügend Raum in Lehrplan und Unterrichtspraxis zugestehen. Warum nicht nahezu ein gesamtes Halbjahr Dichtung in der 10. Klasse lesen, mit zwei Schulaufgaben bzw. Klassenarbeiten, darunter eine reine Übersetzung, die ruhig aus Prosaparaphrasen poetischer Texte bestehen kann? Neue Wege lohnen auch hier, um den intellektuellen Genuss der alten Dichter, die mit gutem Grund zur Weltliteratur zählen, auch einem immer bildungsferneren und zerstreuteren saeculum vermitteln zu können.

PD Dr. Markus Janka
Institut für Klassische Philologie
Universität Regensburg
D-93040 Regensburg
E-mail: markus.janka@sprachlit.uni-regensburg.de


                                       Pegasus-Onlinezeitschrift IV/3 (2004), 31

(1) Zit. nach: Ovid im Urteil der Nachwelt. Eine Testimoniensammlung, zusammengestellt von Wilfried Stroh, Darmstadt 1969, 82.
(2) Zur überaus gedeihlichen Wechselbeziehung zwischen „Antike“ und „Internet“ vgl. etwa den Sammelband Alessandro Cristofori/Carla Salvaterra/Ulrich Schmitzer (Hgg.), La Rete di Arachne – Arachnes Netz. Beiträge zu Antike, EDV und Internet im Rahmen des Projekts „Telemachos“, Stuttgart 2000, darin insbes. den Beitrag von Ulrich Schmitzer, Und man braucht sie doch: Internet und EDV in Lehre und Forschung auf dem Gebiet der Antike. Ein Bericht über die Lage im deutschsprachigen Raum, 233-263. Ferner Ulrich Schmitzer, Antike im Internet – ein Einführung, in: Pegasus-Onlinezeitschrift 1/2001, 28-43.
(3) Vgl. Thomas Mann, Gesammelte Werke in Einzelbänden, Bd. 3: Buddenbrooks, Frankfurt am Main 1981, 734-751, hier 735, wo Hanno Buddenbrook seinem Freund Kai vor der Lateinstunde eröffnet: »Ich habe eine unsinnige Angst, Kai, sie tut mir überall weh im Körper. Ist nun Herr Mantelsack der Mann, vor dem man sich derartig fürchten dürfte? Sage selbst! Wenn diese widerliche Ovidstunde erst vorüber wäre! Wenn ich meinen Tadel im Klassenbuch hätte und sitzenbliebe und alles in Ordnung wäre! Ich fürchte mich nicht davor, ich fürchte mich vor dem Eklat, der damit verbunden ist.«
(4) Vgl. die neueren angelsächsischen Kompendien von Barbara Weiden Boyd (Hg.), Brill's Companion to Ovid, Leiden/Boston/Köln 2002 und Philip Hardie (Hg.), The Cambridge Companion to Ovid, Cambridge 2002 sowie den zweiteiligen Forschungsbericht von Ulrich Schmitzer, Neue Forschungen zu Ovid, Gymnasium 109, 2002, 143-166 und Gymnasium 110, 2003, 147-181 mit dem erstaunlichen Fazit, „wie vollkommen Ovid im Bewußtsein einer breiteren Öffentlichkeit den ,Vater des Abendlandes‘ Vergil verdrängt hat und seine Wirkung in der zeitgenössischen Kunst, Literatur und Musik entfaltet“ (181).
(5) Vgl. nur Siegmar Döpp, Werke Ovids. Eine Einführung, München 1992; Niklas Holzberg, Ovid. Dichter und Werk, München 1997; Ulrich Schmitzer, Ovid, Hildesheim/Zürich/New York 2001; Friedmann Harzer, Ovid, Stuttgart/Weimar 2002; Michael von Albrecht, Ovid. Eine Einführung, Stuttgart 2003.
(6) Vgl. die Fülle an (vornehmlich fachdidaktischer) Sekundärliteratur, die Andreas Müller/Markus Schauer, Bibliographie für den Lateinunterricht. Clavis Didactica Latina, Bamberg 1994, 221-230, und Dieter Gerstmann, Bibliographie: Lateinunterricht, Lateinische Autoren: Sekundärliteratur, Werkausgaben, Kommentare und Übersetzungen, Paderborn 1997, 265-320, verzeichnen. Siehe daneben das der Ovidlektüre gewidmete Themenheft von AU 28 (1985), H. 1.
(7) Karl-Heinz Niemann, Ein „unkonventioneller“ Experte. Ovids Selbstdarstellung in der Ars amatoria, AU 47 (2004), H. 3, 18-22, hier 22, Anm. 1 resümiert die neuere Lektüregeschichte der Ars: Die mehrfachen Neuauflagen der Erstlingsschulausgaben sowie das Hinzutreten weiterer Ausgaben „in jüngster Zeit“ führt er zu Recht als Beleg dafür an, dass die Ars-Lektüre „inzwischen glücklicherweise etabliert“ sei.
(8) Hervorragende Beispiele dieses Typs sind folgende neue Schuleditionen: Ovid. Ars amatoria: Lieben – Bezaubern – Erobern, bearb. von Friedrich und Luise Maier, Bamberg (C.C. Buchner) 2001 (Antike und Gegenwart);   Daphne – Narcissus – Pygmalion. Liebe im Spiegel von Leidenschaft und Illusion in Ovids Metamorphosen, bearb. von Rudolf Henneböhl, Bamberg (C.C. Buchner) 2004 (Antike und Gegenwart).
(9) P. Ovidius Naso: Amores – Ars amatoria – Metamorphoses. Eine Auswahl hg. von Rolf Kussl. Mit einem Vorwort von Niklas Holzberg, Berlin (Cornelsen) 1998.
(10) Ovid. Doctor amoris, Textausgabe ausgewählter erotischer Dichtungen mit Schülerkommentar und Übungsmaterialien von Markus Janka, Bamberg (C.C. Buchner) 2003 (Testimonia).
(11) Im Einzelnen sind folgende Texte aus der Ars ausgewählt und kommentiert: Ars 1,1-10; 29-30; 35-38 (Liebe – eine Kunst?); Ars 1,41-44; 89-100; 135-166 (Die Artistik des ersten Kontakts); Ars 1,565-582; 589-602 (Wein, Weib und Gesang); Ars 1,505-506; 509-524 (Lässig, nicht nachlässig); Ars 2,261-304 (Kleine Geschenke erhalten die Liebe); Ars 2,703-728 (Geteilte Lust ist doppelte Lust); Ars 3,281-310; 315-352 (Die Waffen der Frau); Ars 3,809-812 (Das Ende vom Lied).
(12) Ovid. Mutatae formae, Textausgabe ausgewählter Metamorphosen mit Schülerkommentar und Übungsmaterialien von Markus Janka, Bamberg (C.C. Buchner) 2004 (Testimonia).
(13) Vgl. dazu aus didaktischem Blickwinkel das ausführlich dokumentierte und erläuterte Unterrichtsprojekt von Ulrich Schmitzer, Ovid, Leben und Werk. Eine Einführung anhand der Elegie trist. 4,10, München 1994 (Beiträge zur Gymnasialpädagogik 20).
(14) Vgl. zu diesem Komplex jetzt umfassend Marcus Junkelmann, Hollywoods Traum von Rom. Gladiator und die Tradition des Monumentalfilms, Mainz 2004.
(15) Vgl. Janka (2003) (wie Anm. 10), 36-40.
(16) Ars 1,565-574.
(17) Vgl. Ars 1,29-30; in der Schulausgabe: Janka (2003) (wie Anm. 10) 29.
(18) Vgl. Ars 1,41f.; in der Schulausgabe: Janka (2003) (wie Anm. 10) 33.
(19) Robert Harris, Pompeji. Roman. Aus dem Englischen von Christel Wiemken, München 2004, 13. Aufl.
(20) Zu Goethes Ovidrezeption vgl. etwa Ulrich Schmitzer, Goethe und die Literatur der frühen Kaiserzeit, in: Martin Korenjak/Karlheinz Töchterle, Pontes I. Akten der ersten Innsbrucker Tagung zur Rezeption der klassischen Antike, Innsbruck/Wien/München/Bozen 2001, 194-208 (mit älterer Lit.).
(21) Vgl. Janka (2004) (wie Anm. 12), 22-29.
(22) Vgl. dazu aus fachwissenschaftlicher Sicht Markus Janka, Ovid, Ars amatoria, Buch 2. Kommentar, Heidelberg 1997, 125-142 zu Ars 2,123-144 (mit älterer Lit.); Jula Wildberger, Ovids Schule der ‘elegischen' Liebe. Erotodidaxe und Psychagogie in der Ars amatoria, Frankfurt am Main 1998, 193-205; Konrad Heldmann, Dichtkunst oder Liebeskunst? Die mythologischen Erzählungen in Ovids Ars amatoria, Göttingen 2001 (NGA 2001, Nr. 5).
(23) Vgl. Ov. Met. 1,17 nulli sua forma manebat, ein Vers, den auch Christoph Ransmayr für seinen Ovidroman Die letzte Welt (1988) zum Leitmotiv kürte.
(24) Michael Köhlmeier, Kalypso, München (Piper) 1997.
(25) Zum ähnlich gestrickten Vorgängerband in der geplanten Trilogie (Michael Köhlmeier, Telemach, München/Zürich 1995) vgl. Manfred Fuhrmann, Viermal Mentor, in: Markus Janka (Hg.), Enkyklion kepion (Rundgärtchen). Zu Poesie, Historie und Fachliteratur der Antike, FS für Hans Gärtner, München/Leipzig 2004, 17-27, hier 24-27.
(26) Bernhard Andreae (Hg.), Odysseus. Mythos und Erinnerung, Mainz 1999, 17.
(27) Andreae (1999) (wie Anm. 26).
(28) Vgl. dazu Markus Janka (2001): Odysseus 1996: Ithaka auf der Bühne, im Rundfunk und im Buch. Die Rezeption der Odyssee im Multimedia-Zeitalter, in: Martin Korenjak/Karlheinz Töchterle (Hrsg.): Pontes I. Akten der ersten Innsbrucker Tagung zur Rezeption der klassischen Antike, Innsbruck/Wien/München/Bozen 2001, 79-107.
(29) Vgl. Homer, Die Odyssee. Erzählt von Christoph Martin, Frankfurt am Main 1996.
(30) Botho Strauß, Ithaka. Schauspiel nach den Heimkehr-Gesängen der Odyssee, München 1996.
(31) Vgl. Janka (2003) (wie Anm. 10), 67-79.
(32) Vgl. etwa die beeindruckende Galerie bei Henneböhl (2004) (wie Anm. 8), 29-47.
(33) P. Ovidius Naso, Metamorphoses, composuit Rubricastellanus, pinxit Martin Frei Stuttgart u.a. (Ernst Klett) 1996, hier 16-21.
(34) Vgl. Janka (2003) (wie Anm. 10), 106f. und Janka (2004) (wie Anm. 12), 102f.