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                                       Pegasus-Onlinezeitschrift IV/3 (2004), 54

Rede von Nikola mit Reaktionen (Klatschen etc.)
Danach stürzen zahlreiche Journalisten auf Solon, um diesen zu befragen.
Der Archont jedoch verweist aufgrund von Schwäche auf die Pressekonferenz mit seinem Pressesprecher in wenigen Minuten. Er setzt sich erschöpft mit einem Glas Wein an einen Tisch.


Interview mit Pressesprecher des Solon und einigen Presseorganen:

Aristokraten-Blatt: Was bedeuten Solons Eunomia und die damit verbundenen Reformen konkret?

Er will die soziale Kluft zwischen arm und reich in Athen verringern,  indem er die Schuldentilgung der Armen, die Abschaffung der Schuld-Knechtschaft und die gerechte Landumverteilung durchsetzt. Somit wird er in jedem Fall die Polis aus dem Chaos und vor dem nahenden Untergang retten. An denen, die Unrecht tun, und ebenso an denen, die das zulassen.

A
ristokraten-Blatt: Was hat die soziale Kluft mit Untergang zu tun?

B
auern-Funk: Das liegt doch auf der Hand! Unsere Lebensverhältnisse – wie soll das noch weitergehen, wie sollen wir überleben? Falls sich nicht bald etwas ändert, gehen wir auf die Barrikaden!

Bitte Ruhe! Es gibt zahlreiche Zusammenhänge! Der Hauptgrund aber liegt vor allem im Pragmatischen, d. h. in der militärischen Verteidigung Athens. Unsere Soldaten sind nämlich Bauern, die sich aufgrund ihrer Not nicht einmal mehr ihr Brot leisten können. Wie sollen sie sich da noch eine Rüstung kaufen? Meint Ihr außerdem, die Bauern würden für unsere Polis in diesem Zustand noch zum Kämpfen bereit sein?

A
ristokraten-Blatt: Damit ist nun die Landumverteilung und Schuldentilgung erklärt. Warum aber dazu noch seine Timokratie, was soll das denn?!

Seht Euch doch an, Ihr Aristokraten! Wie würdet Ihr Euch denn verhalten, wenn sich die Situation nach dem Gelingen der Projekte entspannt?

Bauern-Funk: Ist doch klar, die Reichen versuchen dann wieder, die Armen zu versklaven und für sich auszunutzen!

Genau deshalb benötigen wir auch die Timokratie und Eunomia als neue Herrschaftsform. Denn diese ermöglicht den Armen, sich am politischen Geschehen zu betätigen.

Aristokraten-Blatt: Aber die Armen werden uns beherrschen und sich an uns Reichen zu rächen versuchen!

Es handelt sich bei der Timokratie lediglich um eine Mitherrschaft der Armen, nicht um eine Alleinherrschaft.

NTV:   Warum helfen uns die Götter nicht? Sind sie nicht schuld an unserem Schicksal?

Die Götter haben keinen Anteil an den staatlichen Missständen, jeder Bürger ist selbst für das Wohl des Staates Athen verantwortlich. Wir müssen weg vom oikos-Denken aller Bürger, d. h. vom Egoismus, hin zum Gemeinschaftsbewusstsein. Es kann sich kein Bürger den Auswirkungen der Disnomia entziehen. Denn über kurz oder lang wird sich die Göttin Dike an Euch rächen. Ich weiß genau, dass die Eunomia ein schweres Stück Arbeit ist, aber wenn jeder sich bemüht, schaffen wir es zusammen. Und dabei hält besonders Pallas Athene zu uns.    

NTV: Was soll denn dieser Slogan auf dem Plakat dort vorne? Was ist denn nun der Abfall hier? Wir brauchen doch Perspektiven!

Solon mischt sich ein: Ich produziere hier keinen politischen Müll. Im Vordergrund steht eindeutig die Rettung Athens, dabei fällt eine neue Ordnung ganz natürlich mit ab. Abfall ist also nicht im negativen Sinn zu verstehen.

Bauern-Funk: Heißt das etwa, dass unsere politische Mitbestimmung im neuen Herrschaftssystem nur ein Nebenprodukt ist?

Solon: Was wollt Ihr denn? Nur reden oder überleben? Mein Gesetzeswerk schwächt übertriebenen Materialismus ab und versucht die soziale Schere zwischen arm und reich zu schließen, indem ich krankhafte Auswüchse in der Gesellschaft abschneide.

                                   (Solon als Gärtner, siehe Folie).

Pressesprecher: Gibt es noch Fragen?