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Pegasus 1/2001, 12

Andrea Kammerer, Regensburg

 Liebe hinter Masken

Piccolominis Geschichte von Euryalus und Lucretia im lateinischen Lektüreunterricht


"Eneas meistgelesenes Werk, eine der herrlichsten Liebesnovellen der Weltliteratur, bewegte Gemüter und Phantasiekräfte der Zeit und erhob die Titelhelden zu einem der klassischen Liebespaare Europas."1

Enea Silvio Piccolominis 1444 entstandene Novelle "De duobus amantibus historia" erschien bis zum Ende des 15. Jahrhunderts in mehr als 70 Ausgaben, bald auch in italienischen, spanischen, französischen und deutschen Übersetzungen2. Dass die Erzählung heute zu dem "Material aus den post-antiken Epochen der Latinität" gehört, das "quasi nur unserer Kenntnisnahme harrt"3, ist sicherlich bedingt durch die Tatsache, dass der lateinische Text bis zum Erscheinen der seit 1993 erhältlichen zweisprachigen Reclamausgabe4 schwer zugänglich war5.

Das für die Reihe TRANSIT erarbeitete Lektüreheft "Liebe hinter Masken. Die Geschichte von Euryalus und Lucretia"6 ermöglicht es nun auch Jugendlichen des 21. Jahrhunderts, im Lateinunterricht bereits ab der Phase der Übergangslektüre7 die "schönste Liebesgeschichte des Quattrocento"8 in leicht lesbaren Auszügen kennenzulernen.

In die Schülerausgabe gehen ca. 20% des Originaltextes ein, so ausgewählt, dass Handlung und Aufbau der Novelle nachvollziehbar bleiben. Aus den vielen Episoden, in die sich die Entwicklung der Liebesbeziehung gliedert, werden deshalb für das jeweilige Stadium repräsentative aufgenommen. So enthält die Textausgabe beispielsweise je einen der insgesamt sechs Briefe, die sich das Paar zu Beginn der Beziehung zusendet.

Eingefügte Überschriften und Überleitungen gliedern den Text in überschaubare Abschnitte und machen den Aufbau nachvollziehbar. Die von einem Zeitgenossen Piccolominis angefertigten, bei Dévay gefundenen Bilder zur Geschichte dienen, dem Textverlauf folgend, der Motivation, der Veranschaulichung und Rekapitulation gelesener und dem Aufbau einer Erwartungshaltung bezüglich noch zu lesender Szenen.

Der vorliegende Aufsatz bietet eine Einführung in den Inhalt, den Aufbau und die Gestaltungsweise der Erzählung sowie in die Biographie des Autors und die Forschungsdiskussion über seine Aussageabsicht - soweit diese Informationen didaktische Schlussfolgerungen erlauben und in die unterrichtliche Umsetzung eingehen sollten -, stellt den didaktischen Wert der Lektüre heraus und gibt konkrete Anregungen für eine Umsetzung im Rahmen des lateinischen Lektüreunterrichts.

Die geringe Zahl fachwissenschaftlicher Vorarbeiten, auf die dabei wie bei jeder Erschließung der neulateinischen Literatur zurückgegriffen werden kann, die "ein noch weitgehend unerschlossenes Terrain, ein Niemandsland"9 ist, da sie weder Alt- noch Neuphilologen zu ihrem eigentlichen Forschungsgebiet rechnen, findet dabei Berücksichtigung. Ebenso wird der einzige didaktische Aufsatz zu Piccolominis Novelle, der zu deren Lektüre mittels einer ausführlichen Inhaltsangabe zumindest anregt10, einbezogen.


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Piccolominis Geschichte von Euryalus und Lucretia - eine Einführung

"De duobus amantibus historia" erzählt die Entwicklung der Beziehung zwischen der verheirateten adligen Sieneserin Lucretia und dem im Gefolge des Kaisers Sigismund dienenden Franken Euryalus, von der ersten Begegnung mit der Wirkung einer "zwischen zwei jungen Menschen als Naturmacht aufflammenden Liebe", über die erste Kontaktaufnahme mittels Briefen, die durch zahlreiche Widerstände gehemmten trickreichen Versuche, sich heimlich zu treffen, bis hin zur durch die Abreise des Kaisers bedingten Trennung des Paares, die Lucretias Krankheit und schließlich ihren Tod auslöst.

In dem dem "Aufbauprinzip der Novelle"11 folgenden Werk, das die Erzählung einer "Einzelbegebenheit mit einem einzigen Konflikt in gedrängter, geradlinig auf ein Ziel hinführender und in sich geschlossener Form"12 fordert, wirken die Widerstände, die die Begegnung der Liebenden immer wieder verhindern, als spannungssteigernde retardierende Momente.

Als für die Entstehungszeit ungewöhnlich wird von der Forschung die auch den heutigen Leser ansprechende Fähigkeit Piccolominis herausgestellt13, das Innenleben der Personen nachempfindbar zu machen. Tisch spricht in diesem Zusammenhang von "anachronistisch modernem Realismus ihrer psychologischen Durchdringung"14.

Ein besonderes Charakteristikum der Geschichte, das Piccolomini als Vertreter des Humanismus ausweist15, sind die Anklänge an die Literatur der Antike, die in Form von Anspielung, Motivübernahme, sinngemäßer oder wörtlicher Wiedergabe antiker Literatur das Werk dicht gedrängt durchziehen16. Der Autor zeigt seine Versiertheit im Bereich der griechischen Mythologie und Philosophie ebenso wie in den verschiedenen Gattungen der römischen Literatur. Die mythischen Personen dienen als Vorbilder oder warnendes Beispiel, in jedem Fall aber als Orientierungsgrößen für die Werte der Hauptpersonen. Zuweilen rechtfertigen Euryalus und Lucretia mit Verweis auf diese Gestalten "eigenes, moralisch anfechtbares Verhalten."17 Neben zahlreichen Anleihen bei Vergil und Terenz18 - letztere schlagen sich v. a. in den "lebensvollen Portraits der Haupt- und Nebenfiguren"19 nieder - nimmt Ovid "unter den überaus zahlreichen literarischen Entlehnungen und Andeutungen (...) mit Abstand die Spitzenposition ein"20, und zwar sowohl mit seinen Metamorphosen als auch mit seiner Liebesdichtung21: "Eine Fülle dessen, was je in der antiken Literatur zum Thema Liebe geschrieben wurde, hat Enea in seine Novelle eingebracht."22

Die Verschiedenheit der Vorbilder bedingt großen Abwechslungsreichtum im Grundton und in der Art der Darstellung: Die fortschreitende Handlung ist durchsetzt mit reflektierenden Monologen der Figuren, "psychologische Vorgänge"23 beinhaltenden Briefen, komödienhaften dialogischen Szenen und wenigen wertenden und belehrenden Erzählerkommentaren.

Letztere sind zusammen mit dem Rahmenbrief, in dem Piccolomini die Novelle am 3. Juli 1444 seinem Lehrer Mariano Sozzini übersendet, zum Ausgangspunkt einer wissenschaftlichen Kontroverse über die Absicht der Erzählung geworden24. In diesen Teilen des Werks äußert er ausdrücklich seine Intention, mit seiner Geschichte eine die Leser von der Liebe abschreckende Wirkung erzielen zu wollen. Damit "stempelt" er die Geschichte zum bloßen Exempel, was der offensichtlichen literarischen Qualität widerspricht. Da das Werk aber der von Boccaccio eröffneten Novellentradition verpflichtet ist25, sieht die Forschung in Piccolominis "Statuierung eines warnenden Exempels" die bloße Aufrechterhaltung eines zwar ursprünglich aus der mittelalterlichen Predigtpraxis entnommenen, aber längst zum Topos gewordenen und insofern keineswegs wörtlich zu nehmenden, "heuchlerischen"26 Bestrebens27.


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Auch Piccolominis Biographie gibt keinerlei Anlass, der geäußerten Absicht Glauben zu schenken, da er als Vater zweier Kinder zum Zeitpunkt der Abfassung der Novelle sein "weltliches, sittlich ungebundenes Leben"28 als reiner Literat noch nicht aufgegeben hatte und später - zum Papst gewählt - die Existenz der Liebesnovelle zu vertuschen suchte29.

Piccolomini verwendet in Wortwahl - sofern nicht der Inhalt zeit- und gesellschaftsgebundene Fachausdrücke verlangt - und Syntax "an den klassischen Vorbildern geschulte(s) und über die Ausdrucksweise der Vorbilder souverän verfügende(s) Humanistenlatein."30

 

Überlegungen zum didaktischen Wert der Lektüre

Die folgenden Ausführungen betrachten den Text unter verschiedenen Aspekten.

 

Die Geschichte von Euryalus und Lucretia - ein Renaissancedokument im Lateinunterricht

Dafür, dass es gewinnbringend ist, einen Text aus der Epoche des Humanismus im Rahmen des altsprachlichen Unterrichts zu behandeln, lassen sich verschiedene Argumente anführen:

Zum einen erweitern die Schüler ihr Geschichtsbewusstsein um eine Epoche, "die kein Fach in der Schule recht einbezieht"31, deren Bedeutung aber gerade für das Fortleben der lateinischen Sprache und Literatur vermittelt werden sollte, was am einprägsamsten sicher an Originaltexten geschehen kann32.

Durch Vermittlung dieser Inhalte kann der Lateinunterricht zum zweiten seinem oft unter dem Stichwort "Latein und Europa"33 geäußerten Anliegen, einen wesentlichen Beitrag zur Auseinandersetzung mit den geistigen Grundlagen der europäischen Kultur zu leisten, in besonderer Weise gerecht werden. An keiner anderen Epoche nämlich ist das Wesen der "Latinität als Metapher für europäische Kontinuität"34 so überzeugend zu demonstrieren wie an der des Humanismus35.

Als weiteres Argument lässt sich anführen, dass mit dem Renaissancetext gleichzeitig ein wichtiges Rezeptionsdokument der Antike gelesen wird und damit im Gegensatz zu den meisten mittelalterlichen Texten der "Zugang zur Antike (...) auf jeden Fall gesichert"36 bleibt37. Fuhrmann zeigt sich sogar überzeugt davon, "dass der Umweg über die Humanisten die Antike (...) besser zu erschließen vermag als der unmittelbare Zugriff"38, da die Schüler zusätzlich zum Einblick in die Antike bereits eine Möglichkeit des Umgangs mit dieser vorgestellt bekommen39, die sie wiederum mit ihrem eigenen Rezeptionsverhalten vergleichen können.

Die Tatsache, dass die Humanistentexte auch sprachlich die klassischen Vorbilder rezipieren und somit "in vorzüglichem Latein abgefasst"40 sind, stellt einen enormen didaktischen Vorteil dar, da die Lektüre - wieder im Gegensatz zu mittelalterlichen Texten - "ohne wesentliche zusätzliche grammatische und semantische Informationen zu bewältigen ist"41.

Dass die Geschichte von Euryalus und Lucretia eine im eben erörterten Sinne geeignete Lektüre ist, ist leicht zu beweisen. Sie lässt die Schüler das Selbstverständnis des Humanismus sowohl in sprachlichen wie auch inhaltlichen Anlehnungen an die Antike bis hin zu deren Nutzung als geltendes Wertesystem nachvollziehen. Dabei ist besonders motivierend, dass die rezipierten Vorbilder in diesem Werk z. T. bis in einzelne Textstellen hinein aufgespürt werden können.


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Da es sich dabei v. a. um Anlehnungen an die "große", auch heute noch unterrichtsrelevante römische Literatur handelt, lässt sich zum einen die Vermittlerrolle des Humanismus zwischen Antike und Gegenwart und damit der "Kontinuitätsgedanke" spüren, zum anderen bietet sich die gerade für die kurze Lektürephase des L2-Unterrichts wertvolle Gelegenheit, den Schülern Einblick in die unterschiedlichsten Gattungen und Autoren der römischen Literatur zu gewähren. Die Schüler auf engstem Raum zur Beschäftigung mit u. a. antiker Mythologie, Vergils Aeneis, römischer Komödie und römischer Liebesdichtung anzuregen, dürfte wohl kaum ein antiker Text in ähnlicher Weise leisten können.

Durch die Behandlung der kurzen komödienhaften Szenen bei Piccolomini lässt sich ein kurzweiliger Eindruck vom Wesen der römischen Komödie vermitteln. Im Sinne Fuhrmanns und Frings’ ist sogar das Phänomen der "Doppel-Rezeption" der Antike nutzbar: Die moralische Rechtfertigungsfunktion, die diese bei Piccolomini hat, legt ein Reflektieren über ihren heutigen Stellenwert nahe.

Die am klassischen Latein geschulte Sprache Piccolominis ermöglicht den Schülern zum einen einen raschen Zugang und damit ein relativ zügiges Vorgehen im Sinne einer plurima lectio42, eignet sich zum andern auf Grund des zahlreichen Auftretens der typisch lateinischen Konstruktionen wie Partizip, Ablativus absolutus, AcI, NcI, nd-Formen aber auch zur Vertiefung grammatikalischer Kenntnisse43.

 

Die Geschichte von Euryalus und Lucretia - eine Liebesgeschichte im Lateinunterricht

Die angeführten Argumente genügen wohl, um die Lektüre aus der Sicht des Faches zu empfehlen, den Schülern dürfte - zumindest anfänglich - ein zweiter Aspekt der Geschichte weit einleuchtender erscheinen.

Frings nennt als eine der Richtlinien, die bei der Auswahl einer neulateinischen Schullektüre herangezogen werden sollten, Texte zu suchen, "die Themen behandeln, die (...) uns angehen"44.

Eine Liebesgeschichte zum Thema des lateinischen Lektüreunterrichts zu machen, erfüllt diese Bedingung: Das Thema "Liebe" stößt bei Heranwachsenden auf Interesse45. Über die rein motivierende Funktion hinaus eignet sich die Geschichte durch ihre Anlage ausgezeichnet, den Schülern einen Überblick über das facettenreiche Bild der Liebe in der antiken Literatur zu vermitteln, sie zum Nachdenken anzuregen und implizit und bisweilen auch explizit Vergleiche zu eigenen Erfahrungen und Erwartungen bei ihnen herbeizuführen. Vor diesem Hintergrund kann so "Liebe als psychologisches Problem von größter Tragweite für das Leben jedes einzelnen diskutierbar"46 gemacht werden.

 

Die Geschichte von Euryalus und Lucretia - ein literarisches Meisterwerk im Lateinunterricht

Nach Frings sollte ein für die Schullektüre geeigneter neulateinischer Text "hohe literarische Qualität" aufweisen47. Diese für Piccolominis Novelle wohl hinlänglich bewiesene Eigenschaft fordert neben der Vermittlung ihrer Traditionsgebundenheit das Herausstellen ihrer "Eigenständigkeit"48.


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Die Bekanntschaft mit dem Werk als literarischem Kulturgut bringt folgende Vorteile für die unterrichtliche Behandlung mit sich:

Sein Spannungs- und Abwechslungsreichtum sind geeignet, die Motivation der Schüler während des Projekts aufrechtzuerhalten. Die realistischen Einblicke, die der Autor in das Gefühlsleben der Hauptpersonen gewährt, schaffen ein hohes Identifikationspotential auch für den modernen Jugendlichen. Als narrativer Text hat die Novelle eine Aufwertung dieser Gattung zur Folge, die angesichts des Übergewichts "politisch - militärischer Texte"49 ihre Berechtigung hat. Sie ermöglicht - z. B. bei der Personencharakteristik - außerdem die Aneignung bzw. Anwendung von Arbeitstechniken, die fächerübergreifend in jedem Literaturunterricht herangezogen werden müssen.

Die eben erörterte Tatsache, dass sich Piccolominis Novelle in literarisch ansprechender Form unter Einbeziehung zahlreicher antiker Quellen mit dem Thema "Liebe" auseinandersetzt, lässt das Werk in besonderem Maße als für die Behandlung im lateinischen Lektüreunterricht geeignet erscheinen.

 

Anregungen für die Umsetzung im Unterricht

Die folgenden Ausführungen stellen ein auf der Textgrundlage von TRANSIT 6 mehrfach50 erprobtes Unterrichtsprojekt vor, das zeigt, wie bei der Erarbeitung der Geschichte die genaue Interpretation einzelner Textstellen lektüreübergreifende Fragestellungen aufkommen lässt und deren Beantwortung Schritt für Schritt zuarbeiten kann. Es umfasst 14 Lektüreeinheiten, die in etwa 18 Unterrichtsstunden zu bewältigen sind, da Unterrichtseinheiten mit "zusammenfassender Betrachtung" mehr als eine Unterrichtsstunde in Anspruch nehmen. Nicht in diese Zahl eingerechnet ist die in TRANSIT 6 für jede Lektüreeinheit angeregte Grammatikwiederholung.

Eine tabellarische Übersicht (vgl. Anhang) soll einen Überblick bieten über den Inhalt, den Grundton, die Art der Darstellung und den Interpretationsschwerpunkt der jeweiligen Lektüreeinheit und einen Einblick geben, welche Einheiten lektüreübergreifend nutzbare Inhalte enthalten. Auch auf gewinnbringend einsetzbares Begleitmaterial wird verwiesen.

Zu Beginn der Lektüre können sich die Schüler wenige grundlegende Informationen zur Gattung Novelle, zur Epoche Renaissance und zur Biographie des Autors erarbeiten51. Lektürebegleitend sollten sie ihre Kenntnis der antiken Mythologie vertiefen, um die zahlreichen Anspielungen Piccolominis verstehen zu können52.

Dem Abwechslungsreichtum der Novelle in Grundton und Art der Darstellung entsprechend steht nicht in jeder Lektüreeinheit ein kognitives Interpretationsziel im Mittelpunkt. V. a. die komödienhaften Szenen sprechen die Schüler unmittelbar an und motivieren durch ihren Spannungsreichtum zu zügigem Weiterlesen im Sinne einer plurima lectio, oft auch zu einer szenischen Umsetzung.


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Folgende Themenkreise lassen sich lektüreübergreifend behandeln:

1. die Einordnung in die Gattung Novelle mit einem einzigen zentralen Konflikt, deren Gliederung in fünf "Akte" mit Exposition, steigender Handlung, Höhepunkt, fallender Handlung und Katastrophe, der toposhaften Feststellung des Autors, es handle sich um eine wahre Geschichte, und der üblichen Rahmenhandlung. Dass Piccolominis Werk in dieser Gattungstradition steht, lässt sich während der Lektüre beobachten und für die Überlegungen zur Aussageabsicht nutzbar machen.

2. der Nachweis, dass die Geschichte ein typisches Renaissancedokument ist, und zwar u. a. an Hand folgender Teilaspekte:

a) antike Literatur als nachweisbare Vorlage Piccolominis

b) antike Mythologie als moralische Orientierungshilfe der Hauptpersonen

3. das Thema Liebe in der lateinischen Literatur

4. die Absicht des Autors. Um diese einschätzen zu können, ist genaue Interpretation der Erzählerkommentare, Kenntnis der Aussagen Piccolominis über sein Werk, Wissen über die Biographie des Autors und die Gattung Novelle, aber auch die persönliche, aus der unterhaltsamen Lektüre gebildete Meinung des Schülers wichtig.

Während der Lektüre werden Teilaspekte dieser Themenkreise erarbeitet, in einer zusammenfassenden Betrachtung abschließend zusammengestellt und erörtert.

Beispielhaft sollen nun zwei Unterrichtseinheiten aus der Tabelle ausgearbeitet vorgestellt werden, die Einführungsstunde zum Themenkreis Liebe und die Abschlussstunde zum Themenkreis Autorabsicht. Auf in TRANSIT 6 enthaltene Begleittexte und Materialien wird in den Anmerkungen verwiesen, zusätzliche finden sich im Anhang dieses Aufsatzes.

 

Beispiel 1: Lektüreeinheit 3

Interpretationsschwerpunkt: Liebe ist ... - die Ausdrucksvielfalt der lateinischen Sprache für das Gefühl "Liebe"

Ziele der Stunde:

In einer Unterrichtsstunde zur 3. Lektüreeinheit (Die Entscheidung) sollen sich die Schüler einen Überblick über die Ausdrucksvielfalt der lateinischen Sprache im Bereich "Liebe" erarbeiten, die Begriffe semantisch unterscheiden und ihre Wirkung einordnen können. Zusätzlich eröffnet sich für sie die Möglichkeit, über die Gründe der Verwendung von Bildern im Bereich "Liebe" auch in der deutschen Sprache zu reflektieren.

Schließlich sollen die Schüler auch das Bewusstsein erlangen, dass Piccolomini Vergils Aeneis als Vorlage benutzt hat.


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Stundenverlauf:

Die Lektüreeinheiten 2 und 3 sind wie geschaffen für eine Thematisierung dessen, was "Liebe" in der antiken Literatur gemäß der für dieses Gefühl verwendeten Vokabeln und Bilder ausmacht53, da Piccolomini auf engstem Raum die wesentlichen neutralen und bildlichen Ausdrücke für "Liebe" einbringt, nicht zuletzt deshalb, weil er sich gerade hier besonders stark an Vergil und Ovid anlehnt54.

Da die Themenstellung eine weitgehende Lösung vom inhaltlichen Verlauf des Textes bedingt, bietet sich eine schrittweise, sich über die ganze Stunde entwickelnde Interpretation an.

Als Einstimmung dient das Gedicht "Metaphern der Liebe" von Wilhelm Busch55, das sowohl eine Rekapitulation des in der Vorstunde behandelten Kapitels "Liebe auf den ersten Blick" erlaubt - dazu wird zunächst nur die erste Strophe projiziert - als auch das Thema dieser Stunde vorstrukturiert: Die belustigende Wirkung, die der Vortrag der Verse durch einen Schüler in der Klasse erzielt, lässt sich nutzen, um im Unterrichtsgespräch die Ursache der Komik im Gedicht erschließen zu lassen, die eben in übertriebener Verwendung von Bildern für das Gefühl "Liebe" besteht. Der Hinweis auf die Überschrift unterstützt diese Erkenntnis. Die Schüler werden aufgefordert, weitere Bilder für "Liebe" aus ihrem Sprachgebrauch zu nennen.

Die Zielansprache, das lateinische Vokabular "in Sachen Liebe" behandeln zu wollen, lässt sich logisch unmittelbar anschließen. Durch den frühen Zeitpunkt der Themastellung soll über das Interesse am Gegenstand eine Motivation für die Übersetzungsleistung geschaffen werden.

Nach der Textwiederholung (Lektüreeinheit 2: Liebe auf den ersten Blick) werden in einer kurzen Partnerarbeit die in diesem Abschnitt auftretenden Ausdrücke für das Gefühl der Verliebtheit bei Euryalus im Text unterstrichen und bei der anschließenden Übernahme an die Tafel geordnet56. Dadurch sollen die Schüler die "neutralen" Verben amare und diligere von den bildhaften Ausdrücken unterscheiden können. Der Bildbereich "Feuer" ist bereits jetzt evident57, der der "Krankheit" lässt sich erst nach der Lektüre des präparierten und neuen Textes abstrahieren. Nach der Übersetzung des vorbereiteten Abschnitts (Lektüreeinheit 3, Z. 1-7) werden - um zügig zum Ziel zu gelangen im Unterrichtsgespräch - weitere auftretende Ausdrücke in den Spalten ergänzt. Schließlich wird ein Teil des unbekannten Textes übersetzt (Lektüreeinheit 3, Z. 7-11). Nach der Ergänzung der restlichen bildhaften Ausdrücke im Tafelbild ist auch der Bildbereich "Krankheit" offensichtlich. Zum Abschluss der Interpretation wird die Aussagekraft gerade dieser Metaphern erörtert und an der Tafel fixiert58.

Als Vertiefung dient eine Unterscheidung der "neutralen" Begriffe amare und diligere. Was von den Schülern aus ihrem Wissen um die Bedeutungen der beiden Verben vermutet wird, wird durch die Projektion eines Ausschnitts aus Menges Synonymik konkretisiert59.

Abschließend erfolgt nach einer kurzen Einführung in die Thematik der Textstelle der Lehrervortrag eines Abschnitts aus Vergils Aeneis60, lateinisch und in deutscher Entsprechung. Die Schüler, die den Text am Tageslichtprojektor oder in der Schülerausgabe mitverfolgen können, sollen die beiden erarbeiteten Bildbereiche rekapitulieren und den Ausschnitt als Vorlage Piccolominis erkennen. Damit ist nach dem wörtlichen Zitat aus Ovids "Pyramus und Thisbe" in der 2. Lektüreeinheit ein weiterer Beleg dafür gefunden, dass sich Piccolomini die antike Literatur zum Vorbild nimmt.


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Lektüreübergreifende Erweiterung:

Der Themenkreis "Liebe in der lateinischen Literatur" wird in Lektüreeinheit 9 (Die Maske eines Lastträgers) ergänzend betrachtet, wo amor gemäß der römischen Elegie als servitium und als foedus aeternum auftritt, und in Lektüreeinheit 14 (Das Ende) abschließend behandelt, wo Liebe als unicus animus, unum cor, una mens aus philosophischer Sicht beleuchtet wird.

 

Beispiel 2: Lektüreeinheit 14

Die Absicht des Autors (zusammenfassende Betrachtung)

Ziele der Stunde:

Die letzte Stunde des Projekts zielt ab auf die Fähigkeit der Schüler, sich durch ihr Hintergrundwissen zur Biographie des Autors, die Gattung Novelle und ihre genaue Kenntnis des Gesamttextes ein Urteil zu bilden über die Aussageabsicht des Textes, darüber, ob vom Autor prodesse oder delectare intendiert war. Die Schüler sollen dazu bereits übersetzte Partien als Belegstellen verwenden können.

Lektüreübergreifende Vorarbeit:

Vorarbeit leisten Lektüreeinheit 9 (Die Maske eines Lastträgers) und 11 (Lucretias rettende Idee), die beide Erzählerkommentare enthalten, in denen ausdrücklich vor der Liebe als servitium und vor der List der Frauen gewarnt wird. Die dort aufgebaute Spannung, was der Sinn dieser Einschübe in einer ansonsten so ansprechend erzählten Geschichte sei, lässt sich für die Abschlussstunde nutzbar machen.

Stundenverlauf:

Ausgangspunkt der Überlegungen ist die im Rahmenbrief (Lektüreeinheit 14: Das Ende, Z. 22-26) geäußerte Aussageabsicht des Dichters, er wolle durch seine tragisch endende Beispielgeschichte die Menschen von der Liebe abhalten, eine Ausageabsicht, die auch die bereits behandelten Erzählerkommentare stützen, und ihrer Glaubhaftigkeit. Um zu einem begründeten Urteil zu finden, sind neben der Auswertung des aktuellen Textes und des Überblicks über die Geschichte von Euryalus und Lucretia das Einbeziehen weiterer Dokumente und der wiederholende Rückblick auf die Biographie des Autors nötig, so dass das Stundenthema über reine Textarbeit hinausgeht. Dies scheint im Sinne einer "Schlussinterpretation" zu sein, "in der der gelesene Textabschnitt, das Werk, das Thema in seinem Aufbau, in seiner Aussage, in seiner Bedeutung für den heutigen Menschen endgültig bewusst gemacht werden."61

Als Einstimmung wird unter dem Hinweis "Bild des Autors" eine Folie mit eiem Gemälde, das Piccolomini als Pius II. zeigt62, projiziert. Das Wissen der Schüler, dass es sich um einen Papst handelt, wird durch knappe Informationen zu den nun aufgedeckten Daten der Folie über seine Biographie erweitert63. Den Schülern lassen sich spontane Äußerungen über die offensichtliche Diskrepanz zwischen Amt und Schriftstellertätigkeit entlocken, so dass die Formulierung der Zielansprache daraus entnommen werden kann, was die Motivation der Schüler erhöht.

Nach der sprachlichen Klärung des wiederholten und des präparierten Textes (Lektüreeinheit 14: Das Ende, Z. 1-21) wird den Zeilen 22-26 Piccolominis explizite Aussageabsicht, die Warnung vor der Liebe, entnommen. Diese lässt sich auch durch die beiden bereits erarbeiteten Erzählerkommentare, die von den Schülern in Partnerarbeit in der Textausgabe gesucht und in ihrer Intention zusammengefasst werden, stützen. Ein auf Folie in deutscher Übersetzung gebotener Ausschnitt aus dem Begleitschreiben an Mariano Sozzini vor Beginn der Erzählung64 bestätigt ebenfalls die Absicht, zu belehren. Der darin enthaltene Satz "... so wird das hoffentlich eine Warnung für die Jugend sein, solche Narrenstreiche zu lassen", der auf der Folie nun markiert wird, eignet sich vorzüglich als "Aufhänger" für einen existentiellen Transfer: Die Schüler sollen sich in einer kurzen persönlichen Stellungnahme dazu äußern, ob die vom Autor erhoffte Wirkung durch die Lektüre eingetreten ist, und ihre Aussage begründen. Aus den Argumenten lässt sich das mit der Forschungsmeinung übereinstimmende Resumeé ziehen, dass Piccolomini in der Binnenerzählung aufgrund des facettenreichen, positiven Bildes, das er - als offensichtlicher Fachmann - von der Liebe entwirft, aufgrund des durch Variation des Grundtons (elegisch, komödiantisch, ernst) hervorgerufenen Abwechslungsreichtums, aufgrund des Einblicks, den er in das Innenleben der Personen gibt, Mitfühlen und Unterhaltung des Lesers erzielt.


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Zu dieser Einsicht durch die eigene Stellungnahme zu gelangen, ist für die Schüler sicherlich motivierender und eindrucksvoller als ein sachliches Einbeziehen von Forschungsmeinungen65.

Bestätigt wird das Ergebnis der Schüler allerdings abschließend durch Erläuterungen des Lehrers zur Tradition der Novelle, die den Rahmenbrief als formelhaft und damit nicht unbedingt verbindlich bestätigen66.

Das Tafelbild entsteht während der Vertiefungsphase dynamisch67.

Als Abrundung und weiterer "Beweis" des Ergebnisses wird Piccolominis Aussage zu seiner "schlüpfrigen" Novelle nach dem Erreichen höchster kirchlicher Würden gelesen68.

Übersicht über die Lektüreeinheiten des Projekts

 

Lektüreeinheit

(Grundton, Art der Darstellung)

Inhalt des Textes

Interpretations-

schwerpunkt

lektüreübergreifende Aspekte

Begleitmaterial

1 Das Traumpaar (ernst, erzählend)

Euryalus und Lucretia werden vorgestellt.

Personenkonstellation, vermutlicher zentraler Konflikt der Geschichte

literarische Form der Novelle

antike Mythologie

2 Liebe auf den ersten Blick

(ernst, erzählend)

E. und L. begegnen und verlieben sich.

Funktion des von        Piccolomini angestrengten Vergleichs mit Ovids "Pyramus und Thisbe"

Renaissancedokument

(antike Literatur als Vorlage)

Auszug aus "Pyramus und Thisbe"

3 Die Entscheidung

(reflektierend,   monologisch)

L. durchlebt einen Gewissenskonflikt, entscheidet sich für die Liebe zu E.

Liebe ist ... - die Ausdrucksvielfalt der lateinischen Sprache für      das Gefühl "Liebe"

Liebe in der lateinischen Literatur,

Renaissancedokument (antike Mythologie als moralische Orientierungshilfe; antike Literatur als Vorlage)

Wilhelm Busch: Metaphern der Liebe,

Auszug aus Vergils Aeneis,

antike Mythologie,

"lieben" in der lat. Sprache

4 Botendienst

(komödienhaft,      dialogisch)

L. sendet ihren skeptischen Diener Sosias als "Liebesboten".

Charakterisierung des Sosias,

szenische Umsetzung des Textes

   

5 Lucretia an Euryalus

(reflektierend, Briefform)

L. gesteht E. ihre Liebe, lehnt aber eine Verbindung aus Gründen der Vernunft ab.

Vergleich mit dem von Ovid empfohlenen Verhalten beim Verfassen eines Liebesbriefs

Renaissancedokument (antike Mythologie als moralische Orientierungshilfe)

Auszug aus Ovids Ars amatoria,

antike Mythologie

6 Euryalus an Lucretia

(reflektierend,       Briefform)

E. zerstreut L.s Bedenken.

Die gebildete Frau - ein Ideal bei Piccolomini und Ovid

Renaissancedokument (antike Mythologie als moralische Orientierungshilfe)

Auszug aus Ovids Ars amatoria,

antike Mythologie

7 Das erste Treffen - vereitelt

(komödienhaft,       erzählend)

Ein geplantes Treffen in L.s Elternhaus wird durch die Mutter vereitelt.

plurima lectio

   

8 Ein Wirt als        Komplize

(komödienhaft,      dialogisch)

Durch das Fenster der benachbarten Wirtschaft kann E. mit L. sprechen.

plurima lectio, szenische Umsetzung

   

9 Die Maske eines Lastträgers

(komödienhaft,       erzählend)

Als Lastträger verkleidet schmuggelt sich E. in L.s Zimmer.

Erzählerkommentar: amor als servitium,

Lucretias Versprechen - foedus aeternum als Motiv der römischen Elegie

Absicht des Autors,

Renaissancedokument (antike Literatur als Vorlage),

Liebe in der lateinischen Literatur

Ovid, Amores I, 3 (zweisprachig); Properz, I, 1-4 (zweisprachig)

10 Liebhaber in Nöten

(komödienhaft,      dialogisch)

Auch L.s Mann erscheint plötzlich dort.

Charakterisierung des E.,

szenische Umsetzung

   

11 Lucretias rettende    Idee

(komödienhaft,      dialogisch)

Durch einen Trick rettet Lucretia sich und E.

Charakterisierung der Lucretia,

Erzählerkommentar: Warnung vor Frauen

Absicht des Autors

 

12 Ein Zwischenfall         im Heu

(komödienhaft,       erzählend)

Bevor E. L. zum letzten Mal treffen kann, muss er sich vor einer Heugabel retten.

plurima lectio

   

13 Abschiedsbriefe

(reflektierend,        Briefform)

Euryalus muss mit dem Kaiser abreisen. Er lehnt L.s Bitte, sie mitzunehmen, ab.

Die Argumentation des E.

   

14 Das Ende

(philosophisch-  reflektierend, erzählend)

Lucretia leidet so sehr unter der Trennung, dass sie krank wird und schließlich stirbt.

Liebe ist ... - philosophische Reflexion,

Erzählerkommentar: Warnung vor der Liebe

Liebe in der lateinischen Literatur (Zusammenfassung),

literarische Form der Novelle (Rahmenbrief),

Absicht des Autors (Zusammenfassung)

Auszüge aus dem Rahmenbrief,

Biographie Piccolominis,

Aussage des Papstes Piccolomini zu seiner Novelle

 


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Literaturverzeichnis

Schulausgabe

Kammerer, A.:Liebe hinter Masken. Die Geschichte von Euryalus und Lucretia (TRANSIT 6), bearbeitet von Andrea Kammerer, hrsg. von Clement Utz und Klaus Westphalen, Bamberg 2000.

Textausgaben und Übersetzungen

Piccolomini, E.S.: Euryalus und Lucretia, übersetzt und herausgegeben von Herbert Rädle, Stuttgart 1993.

Dévay, J.I. (Hrsg.): Aeneae Sylvii De Duobus Amantibus Historia, ed. Josephus I. Dévay, Budapest 1904.

Piccolomini, Ae. S. (Pius II) von Wyle, N.: The Tale of two lovers Eurialus and Lucretia, ed. with introd., notes and glossary by Eric John Morrall, Amsterdam 1988. (Amsterdamer Publikationen zur Sprache und Literatur, Bd. 77).

Piccolomini, E. S.: Biefe, Dichtungen, aus dem Lateinischen übertragen von Max Mell und Ursula Abel, München 1966.

 

Sekundärliteratur

Barié, P.: Thesen zum altsprachlichen Unterricht. Versuch einer Standortbestimmung, in: Höhn W. / Zink, N. (Hrsg.): Handbuch für den Lateinunterricht. Sekundarstufe II, Frankfurt a. M. 1979.

Busch, W.: Metaphern der Liebe, in: Schnorfeil, Beate: Ich hab dich gern. Liebesgeschichten und Liebesgedichte, München 1989, 84 f.

Eller, K. H.: Vorwort zu Amor aureus. Die Liebe in der Elegiendichtung Roms, hrsg. von Norbert Zink, Frankfurt a. M., 1. Auflage 1977, 6-8.

Frings, U.: Neulateinische Literatur im Lateinunterricht, in: AU 27.6 (1984), 5-13.

Frings, U. / Keulen, H. / Nickel, R.: Lexikon zum Lateinunterricht, Freiburg / Würzburg 1981.

Fuhrmann, M.: Cäsar oder Erasmus? Überlegungen zur lateinischen Anfangslektüre, in: ders.: Alte Sprachen in der Krise?, Stuttgart 1976.

Fuhrmann, M.: Römische Literatur, Frankfurt a. M. 1974.

Glücklich, H.-J.: Übersetzen und Interpretieren im Lateinunterricht der Sekundarstufe II, in: Höhn, W. / Zink, N. (Hrsg): Handbuch für den Lateinunterricht. Sekundarstufe II, Frankfurt a. M. 1997, 151-177.

Gruber J.: Europäische Literatur in lateinischer Sprache. Texte und Interpretationen, Bamberg 1987.

Heupel, C.: Enea Silvio: Euryalus und Lucretia. Einladung zur Lektüre einer Humanisten- Novelle, in: AU 23.3 (1980), 74-78.

Leininger, B.: Ovids Amores: Ein Lektüreprojekt für die 10. bzw. 11. Jahrgangsstufe, in: Amor ludens. Liebeselegie und Liebesroman im Lektüreunterricht, Bamberg 1992, 9-46.

Maier, F.: Lateinunterricht zwischen Tradition und Fortschritt, Bd. 2, Bamberg, 2. Auflage 1993.

Menge, H.: Lateinische Synonymik, Heidelberg, 6. Auflage 1977.

Meusel, H.: Zur Arbeit am lateinischen Wortschatz, in: AU 22.2 (1979), 19-29.

Mitchell, R. J.: The Laurels and the Tiara. Pope Pius II. 1458 - 1464, London 1962.

Morrall, E. J.: Introduction, in: Aeneas Silvius Piccolomini (Pius II) and Niklas von Wyle: The Tale of two lovers Eurialus and Lucretia, Amsterdam 1988, 1-28.

Pabst, W.: Novellentheorie und Novellendichtung, Heidelberg, 2. Auflage 1967.

Rädle, H.: Nachwort, in: Enea Silvio Piccolomini: Euryalus und Lucretia, übersetzt und herausgegeben von Herbert Rädle, Stuttgart 1993, 121-127.


Pegasus 1/2001, 22

Schmidt - Berger, U.: Tenerorum lusor amorum, in: AU 35.2 (1992), 81-100.

Tisch, J. H.: Enea Silvio Piccolominis "De duobus amantibus historia" und Niclas von Wyle. Neulateinische Novellenkunst und deutscher Frühhumanismus, in: Proceedings of the second International Congress of Neolatin Studies. Amsterdam 1973, hrsg. von P. Tuynman (u. a.), München 1979, 983-996.

Utz, C.: Übergang statt Dichotomie. Bestandsaufnahme und Folgerungen, in: ders. (u. a.): Vom Lehrbuch zur Lektüre. Vorschläge und Überlegungen zur Übergangsphase (Auxilia 36), Bamberg 1994, 5-25.

Widmer, B.: Enea Silvio Piccolomini in der sittlichen und politischen Entscheidung, Basel 1963, 1-35.

Wiegand, H.: "Imago ad optimum exemplar a pessimo artifice delineata". Die Biographie des Thomas Morus in einem Brief des Erasmus von Rotterdam an Ulrich von Hutten, 1519, in: AU 41.3 (1998), 36-54.

Wiegand, H.: Zur Einführung, in: AU 41.3 (1998), 3-5.

Wilpert, G. v.: Sachwörterbuch der Literatur, Stuttgart, 7. Auflage 1989.

Wirth-Poelchau, L.: Zur Einführung, in AU 29.1 (1986), 3.

 

Anmerkungen

1. Tisch (1979), 987.

2. zur Wirkungsgeschichte der Novelle vgl. Rädle (1993), 121f.

3. Wirth-Poelchau (1986), 3.

4. Enea Silvio Piccolomini: Euryalus und Lucretia, übersetzt und herausgegeben von Herbert Rädle, Stuttgart 1993.

5. wissenschaftliche Ausgaben vgl. Literaturverzeichnis.

6. Liebe hinter Masken. Die Geschichte von Euryalus und Lucretia (TRANSIT 6), bearbeitet von Andrea Kammerer, hrsg. von Clement Utz und Klaus Westphalen, Bamberg 2000.

7. zur Theorie der Übergangslektüre vgl. Utz (1994), 5-25.

8. Tisch (1979), 989.

9. Frings (1984), 5.

10. Heupel (1980), 74-78.

11. Rädle (1993), 124.

12. Wilpert (1989), 628.

13. vgl. Tisch (1979), 987 und Rädle (1993), 125.

14. Tisch (1979), 987.

15. zum humanistischen Selbstverständnis Piccolominis vgl. Widmer (1963), 1-35.

16. zum Nachweis der antiken Vorbildstellen vgl. den Sublinea-Kommentar bei Dévay, der in Auswahl auch von Rädle in die Reclamausgabe übernommen wurde.


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17. Rädle (1993), 126.

18. zu Gedanken über Piccolominis Vorbilder vgl. neben der Kommentierung bei Dévay auch Heupel (1980), 78 und Tisch (1973), 989f.

19. Rädle (1993),125.

20. Tisch (1973), 989.

21. Neben zahlreichen Übernahmen aus den Amores und der Ars amatoria erinnert die Novelle stellenweise - wie Rädle nachweist - "von der Grundstimmung her an die römische Elegie" (Rädle (1993), 125).

22. Rädle (1993), 125.

23. Rädle (1993), 125.

24. Prologteil des Rahmenbriefes in lateinischer Fassung, vgl. Dévay (1904) 2f., deutsche Übersetzung, vgl. Mell / Abel (1966), 245-247. Briefschluss, vgl. TRANSIT 6 (2000), 36.

25. vgl. Tisch (1973), 985 und Pabst (1967) 51f.; Morrall (1988), 17.

26. Pabst (1967), 49.

27. vgl. Pabst (1967), 51ff.; Tisch (1973), 988 - 991; Mitchell (1962), 53; Rädle (1993), 133f.

28. Rädle (1993), 122; vgl. auch Piccoliminis Aussagen in einem Brief vom Februar 1444, in dem er schreibt, er werde sich "für einen Stand, der das Zölibat verlangt, nie (...) entschließen können." (Widmer (1963), 47).

29. vgl. Tisch (1973), 989.

30. Nachgewiesen wurde dies für einen ebenfalls 1444 entstandenen lokalhistorischen Text Piccolominis von Gruber (1987) 99; zu Piccolominis Cicero "ebenbürtigem" Latein vgl. auch Widmer (1963), 21.

31. Frings (1984), 11.

32. zu diesem Gedanken vgl. auch Wiegand (1998), 38.

33. vgl. z. B. Frings (1984), 10.

34. vgl. Barié (1979), 13.

35. zu diesem Gedanken vgl. auch Heupel (1980), 74f., Gruber (1987), 6, Frings (1984), 10.

36. Frings (1984), 9.

37. zu diesem Gedanken vgl. auch Gruber (1987), 95.

38. Fuhrmann (1976), 93.

39. zu diesem Gedanken vgl. Frings (1984), 10.

40. Frings (1984), 19.

41. Gruber (1987), 95; auf ähnliche Erfahrungen im Umgang mit Texten des Humanismus können auch Frings (1984), 12 und Wiegand (1998), 4 zurückgreifen.

42. Frings / Keulen / Nickel (1981), 216f.

43. TRANSIT 6 bietet zu jeder Lektüreeinheit Aufgaben zur Wiederholung und Systematisierung eines Grammatikphänomens.

44. Frings (1984), 12.

45. Mit dieser Begründung wird auch die Lektüre von Ovids elegischer Dichtung empfohlen, vgl. z. B. Leininger (1992), 10.

46. zu dieser Forderung vgl. Eller (1977), 6.

47. vgl. Frings (1984), 11f.

48. vgl. Frings (1984), 11.

49. Heupel (1980), 74.

50. in Jahrgangsstufe 8 (L1), 10 (L2) und 11(L1)


Pegasus 1/2001, 24

51. vgl. TRANSIT 6 (2000), 4f.

52. TRANSIT 6 bietet dazu im Mittelteil "Liebesgeschichten aus dem antiken Mythos".

53. Zum Nutzen der Zusammenstellung eines Wortfeldes im Rahmen einer textbezogenen Wortschatzarbeit vgl. Meusel (1979), 23.

54. vgl. Vergil, Aen. IV, 1 5; vgl. Ovid, met. VII, 17-23.

55. Busch (1989), 84f., vgl. Anhang.

56. Tafelbild vgl. Anhang.

57. zum Bild des Feuers als Leitbegriff der erotischen Sprache bei Catull, Tibull, Properz vgl. Schmidt-Berger (1992), 88ff.

58. Liebe als "Gewalt, die den Menschen beherrscht" (Ta-Anschrift) bei Piccolomini, vgl. z. B. Pabst (1967), 52: Piccolomini "wußte auch, dass vor ihm noch niemand die Liebe so dargestellt hatte, als übermächtig hereinbrechendes, zu tragischem Ende führendes Phänomen.".

59. Menge (1977), 4, vgl. TRANSIT 6 (2000), 9.

60. Vergil, Aen. IV, 1-5, vgl. TRANSIT 6 (2000), 11.

61. Maier (1993), 214.

62. Bild vgl. TRANSIT 6 (2000), 5.

63. Folienvorlage vgl. Anhang.

64. entnommen aus Mell / Abel (1966), 247, vgl. TRANSIT 6 (2000), 45.

65. zur didaktischen Begründung der persönlichen Stellungnahme vgl. Maier (1993), 231.

66. zum "heuchlerischen" Gebrauch der traditionellen Topoi des Novellenprologs und -schlusses bei Piccolomini vgl. Pabst (1967), 51ff./92.

67. Tafelbild vgl. Anhang.

68. entnommen aus: Tisch (1979), 989, vgl. TRANSIT 6 (2000), 5.


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Begleittext zu Beispiel 1 (3. Lektüreeinheit)

Metaphern der Liebe

Wilhelm Busch

 

Welche Augen! Welche Miene!

Seit ich dich zuerst gesehen,

Engel in der Krinoline,

Ist`s um meine Ruh` geschehen.

 

Ach! In fieberhafter Regung

Lauf` ich Tag und Nacht spazieren,

Und ich fühl` es, vor Bewegung

Fang` ich an zu transpirieren.

 

Und derweil ich eben schwitze,

Hast du kalt mich angeschaut;

Von den Stiefeln bis zur Mütze

Spür` ich eine Gänsehaut.

 

Wahrlich! Das ist sehr bedenklich,

Wie ein jeder leicht ermisst,

Wenn man so schon etwas kränklich

Und in Nankinghosen ist.

 

Würde deiner Augen Sonne

Einmal nur mich freundlich grüßen,

Ach! - Vor lauter Lust und Wonne

Schmölz ich hin zu deinen Füßen.

 

Aber ach! Aus deinen Blicken

Wird ein Strahl hernieder wettern,

Mich zerdrücken und zerknicken

Und zu Knochenmehl zerschmettern.


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Folienvorlage zu Beispiel 2 (14. Lektüreeinheit)

Enea Silvio Piccolomini

(1405-64)

 

1445: Priesterweihe

1447: Ernennung zum Bischof

1458: Wahl zum Papst

 

Pius II.

 

Tafelbild zu Beispiel 1 (3. Lektüreeinheit)

 
 

LIEBE ist ...

 

 

 

nec potens sui

saucia

venereum vulnus

aegra

 

diligere

amare

 

ardere

flamma

igne caeco capta

 

KRANKHEIT

 

 

FEUER

 

GEWALT,

die den Menschen beherrscht

 


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Tafelbild zu Beispiel 2 (14. Lektüreeinheit)

 

Absicht des Autors?

 

Liebe nicht!

Rahmenbrief

 

Binnenerzählung

Liebe macht den Menschen zum Tier

 

 

belehren

 

 

Liebesgeschichte

 

 

unterhalten

Trau keiner Frau!

 

 

Liebe nicht!

 

Andrea Kammerer, Kloster-Ebrach-Straße 8, 91126 Schwabach